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  Oh mein Sohn!
 


Ayyuha-l Walad - Oh mein Sohn!


Oh mein Sohn, liebster Freund!

Möge dir Allah ein langes Leben in Seiner Gehorsamkeit gewähren und dich auf den Pfad Seiner Übenden führen. Wisse, daß die (eigentlichen) Ratschläge der Quelle der prophetischen Botschaft entspringen. Sollte dich der gute Rat dieser Quellen schon erreicht haben, wozu brauchst du dann noch meinen Rat? Sollte der Rat aber noch nicht bei dir angelangt sein, dann verrate mir, was hast du in diesen letzten Jahren erworben?

Oh mein Sohn, der Gesandte Gottes s.a.w.s., d.h. Friede und Gottes Segen sei mit ihm - legte seiner Gemeinschaft unter anderem ans Herz:
"Das Zeichen, wenn sich Gott, der Erhabene, von Seinem Knecht abwendet, ist daß dieser sich Dingen zuwendet, die keinen Sinn für ihn haben (nichts nutzen). Wenn ein Mensch eine Stunde seines Lebens für etwas anderes vorbeiziehen läßt, als für das, wofür er geschaffen worden ist am Dienste Gottes, so wird sein Klagen darüber wahrhaft lange währen. Wer die Vierziger überschritten hat, bei dem aber sein Gutes das Böse (sein Schlechtes) noch nicht überwunden hat, der möge sich auf das Höllenfeuer vorbereiten."
Dieser Rat möge denjenigen genügen, welche die Weisheit begehren (ahl `ilm).

Oh mein Sohn, es ist leicht, einen Ratschlag zu erteilen, doch viel schwieriger, einen Rat anzunehmen. Denn gemessen am Geschmack derjenigen, die ihren Begierden folgen, ist ein solcher Rat bitter. Ihre Herzen begehren nun einmal das Verbotene; besonders jenes Herz, das oberflächlich betrachtet nach Wissen strebt, in Wirklichkeit aber mit seinem Ich (Ego, nafs) beschäftigt ist und nach weltlichen Vorteilen strebt. Ein solcher Mensch meint, Wissen an sich genüge ihm, daß er alleine dadurch Rettung (najâtah) und Befreiung (khalâSah) fände und darauf verzichten könne, es in die Praxis umzusetzen. So denken die Philosophen.

Gepriesen sei Gott der All-Erhabene. Begreift ein solcher Verblendeter (maghrûr) denn nicht, daß erlangtes Wissen das nicht in die Praxis umsetzt wurde, gegen ihn (am Tag des Jüngsten Gerichts) ein Beweisgrund sein wird? Davor warnte der Gesandte Gottes (Allah's Frieden und Segen seien über ihn) mit Nachdruck, als er sagte: "Am Jüngsten Tag wird die schwerste Strafe denjenigen ereilen, dem sein Wissen vor Gott nichts genützt hat". Ebenso wird überliefert, daß Junaid (möge ihm Allah sein Inneres heiligen) im Traum nach seinem Tod einem Mann begegnete, der zu ihm sagte: "Wie ist es dir ergangen, Abul Ghassem?" Dieser antwortete: "Alle meine Spitzfindigkeiten flogen wie Spreu auseinander und alles Feingeistige war dahin. Mich haben nur die Kniefälle gerettet, die ich bei Mitternacht (in Gottes Anbetung) verrichtet habe."

Oh mein Sohn, geize nicht mit guten Taten und sei nicht knauserig, was die innere Haltung (zu Gott) anbelangt. Sei dir bewußt, daß bloßes Wissen dir nichts nützt. Denn es ist wie das Gleichnis eines Mannes, der ausgerüstet mit allerlei Waffen, zehn indischen Schwertern, tapfer und erfahren in der Kriegskunst, in der Wüste von einem grossen, furchterregenden Löwen angegriffen wird. Meinst du, daß ihm all seine Waffen und Fähigkeiten etwas nützen, wenn er diese nicht einsetzt? Ohne deren Einsatz und die notwendige Schlagkraft würde er die Gefahr bestimmt nicht bannen.
Ähnlich verhält es sich mit einem Menschen, der 100.000 wissenschaftliche Probleme studiert und ergründet hat und aus all dem keinen praktischen Nutzen zieht. Denn nur in der Anwendung besteht der Nutzen. Noch ein weiteres Beispiel will ich dir geben: Stell dir einen Menschen vor, der hohes Fieber hat und an Gelbsucht leidet. Ohne geeignete Getränke und Arznei wird er sicher nicht geheilt werden, so wie es in einem Gedicht von Hafiz heißt:

"Trage zweitausend Becher köstlichen Trankes mit dir, solange du davon nicht kostest, wirst du einen Genuß daran nicht verspüren."

Und wenn du auch hundert Jahre lang die Wissenschaften studiertest und 1000 Bücher gesammelt hast, so wirst du keinen Hauch der Gnade Gottes erfahren, wenn du nicht nach den Kenntnissen lebst, die du dir angeeignet hast.

Nun lehrt uns der Heilige Koran, "daß der Mensch nichts empfangen soll, als was er erstrebt hat" (53:39).

"Möge denn der, der auf die Begegnung mit seinem Herren hofft, gute Werke tun" (18:110). "... als Lohn für das, was sie erwarben" (9:82). "Wahrlich, jene, die du glauben und gute Werke tun, die werden die Gärten des Paradieses also Quartier zuteil." (18:107) "Dann aber kamen nach ihnen andere Nachkommen, die das Gebet (salat) vernachlässigten (wrtl. verloren liessen) und ihren Leidenschaften folgten. So gehen sie nun sicherlich dem Untergang entgegen, ausser jenen, die bereuen und glauben und rechtschaffen handeln. Sie werden ins Paradies eingehen, und werden kein Unrecht erfahren." (19:60f).

Und was sagst du zu dieser Überlieferung des Propheten? "Der Islam ist auf fünf Säulen errichtet: Das Glaubensbekenntnis, daß es keinen Gott gibt ausser Gott und Muhammad Sein Gesandter ist, das Gebet, der Zakat, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt zum Haus (Gottes) für den, der die Möglichkeit dazu hat."

Glaube bedeutet, ihn mit der Zunge zu bekennen, mit dem Herzen zu bejahen und mit allen Gliedern zu verwirklichen. Es gibt viel mehr Argumente dafür, warum die Praxis vor anderen Dingen den Vorrang hat, als ich hier aufführen kann. Ohne Zweifel betritt der Mensch durch die Güte und Gnade Gottes das Paradies. Dennoch ist es eine Voraussetzung, daß er in Gehorsam und ehrerbietiger Hingabe danach gestrebt hat, "denn wahrlich, Allahs Barmherzigkeit ist denen nahe, die Gutes tun'. (Koran 7:56)

Wenn also behauptet wird, der Mensch würde allein aufgrund seines Glaubens und Gottes Barmherzigkeit in das Paradies eintreten, dann sagen wir: Ja, aber wann wird das erreicht? Und wieviele Prüfungen hat er denn zu bestehen, bis er dorthin gelangt? Die allererste Prüfung ist die des Glaubens.

Was aber heißt das? Mit Sicherheit ist hier kein fruchtloser, leerer Glauben gemeint. Denn damit ist keine Rettung zu erlangen. Hassan al-Basri sagte: "Allah wird am Tag der Auferstehung zu seinen Dienern sprechen: Tretet ein meine Diener in das Paradies durch meine Gnade und teilt es unter euch anhand eurer Taten!"

Oh mein Sohn, wenn du nicht handelst, wirst du keinen Lohn erhalten. Es wird berichtet, daß ein Jude siebzig Jahre lang zu Gott betete und dann Gott beschloß, daß dieser den Engeln vorgeführt werde. Gott schickte also einen Engel zu ihn, um ihm zu bestellen, daß er trotz seines Gottesdienstes nicht würdig sei, das Paradies zu betreten. Als ihm der Engel die Nachricht überbrachte, erwiderte er: "Wir sind doch erschaffen worden, Ihn anzubeten, deshalb obliegt es uns, Ihn zu verehren." Als der Engel (zu Gott) zurückkehrte, sagte er: "Mein Gott, Du weißt besser als ich, was er gesagt hat!" Gott sprach:
Da er sich nicht von unserer Anbetung abgewandt hat, steht er weiterhin in unserer Gunst und Wir werden uns nicht von ihm abwenden. Seid Zeugen, meine Engel, daß Ich Ihm vergeben habe.

Der Gesandte Gottes sagte: "Führt über euch selbst Rechenschaft, bevor ihr zur Rechenschaft gezogen werdet, und wägt eure Taten, bevor sie gewogen werden!" Von Imam Ali (ra) wird überliefert: "Wer glaubt, ohne Anstrengung etwas erreichen zu können, der leidet an eitlem Wunschdenken und wer glaubt, daß er durch blosse Anstrengung zu etwas kommt, der wähnt sich unabhängig von Gott. " Hassan al-Basri, Gott sei ihm gnädig, sagte: "Das Streben nach dem Paradies ohne (entsprechende) Taten ist eine der Sünden. " Er sagte auch: "Das Merkmal der Wahrhaftigkeit ist, Taten ins Auge zu fassen und nicht von Taten abzulassen!" Und der Gesandte Gottes sagte: "Klug ist, wer sich selbst richtet und für das arbeitet, was nach dem Tode kommt. Töricht ist, wer seinen Begierden folgt und sich mit eitlen Wünschen an Gott wendet. "

Oh mein Sohn, wieviele Nächte hast du gewacht, um Erlerntes zu üben und hast dir wegen deiner Bücher keinen Schlaf gegönnt! Ich weiß nicht, was du damit erreichen wolltest. Wenn deine Arbeit weltlichen Zwecken diente, zur Erlangung weltlicher Güter, oder um des Ruhmes oder des Wettstreites mit Gleichrangigen willen, dann schade um dich, wirklich schade um dich! Wenn es dir aber darum ging, die Lebensweise des Propheten neu zu beleben, deinen Charakter zu läutern und Herr über deine Begierden und schlechte Neigungen zu werden, dann wird es gut, wirklich gut um dich bestellt sein, und es werden sich jene Zeilen der Dichter bewahrheiten:

Augen, die wach blieben, anders zu schauen als Dein Antlitz, hielten umsonst sich wach! Ihre Tränen, vergossen für anderes also für Dich allein, werden nichtig sein!"

Oh mein Sohn, wie lange du auch zu Leben gedenkst, du bist schliesslich doch zum Sterben geweiht. Was immer du begehren magst, du wirst dich davon trennen müssen. Egal, was du auch tust, du wirst deinen Lohn dafür empfangen.

Oh mein Sohn, was erntest du schon, wenn du lernst, wie man Reden hält, wie man disputiert, was die Medizin verbirgt, was die Gedichte besagen, wie man Sterne deutet, wie man Gedichte rezitiert oder wie man die Wörter konjugiert, ausser der Vergeudung deiner Tage mit anderem, als womit du die Huld des erhabenen Schöpfers erlangen kannst.

Ich las im heiligen Testament Jesus, daß vom Augenblick an, in dem der Verstorbene in den Sarg gelegt wird, bis zum Moment, in dem er dem Grabe anvertraut wird, der allmächtige Gott ihm vierzig Fragen stellt, wovon die erste lautet: "Mein Knecht, du hieltest die ganzen Jahre lang gut und rein was die anderen Geschöpfe gut und rein ansehen, aber hieltest nicht eine Stunde lang das, was Ich ansehe, rein."

Und Er sieht jeden Tag in dein Herz hinein und Er sagt: "Was tatest du für andere mit dem Segen, den ich dir beschert habe. Du bist schon so taub, daß du nicht mehr hörst."

Oh mein Sohn! Wissen ohne Handeln ist Wahnsinn, und Handeln ohne Wissen ist Unsinn und sei sicher, ein Wissen, das dich heute nicht von der Sünde abhält, und dich nicht zum Gehorsam [Gott gegenüber] ermutigt, wird dich morgen auch nicht vor der Hölle schützten. Und wenn du nicht in die Tat umsetzt, was du heute schon weißt und nicht nachholst, was du gestern versäumt hast, dann gehörst du zu jenen, die morgen am Tage des Gerichts seufzen werden: "Bringt mich doch wieder zurück, ich will ein guter Mensch sein". Und die Antwort schallt: "Du Schwachsinniger - von da kommst du doch gerade her!"

Oh mein Sohn! Lass Schwung in die Seele und besiege die Leidenschaft, denn der Körper ist dem Tode geweiht und du wirst im Grab wohnen und die Bewohner der Gräber warten jede Sekunde auf dich, daß du zu ihnen kommst. Sei auf der Hut vor dem Ankommen ohne Reisegut.

Es sagte Abu Bakr: "Diese Körper sind entweder Käfige für Emporstrebende oder Behausungen für Niedertrampelnde." So schau in dich hinein, welcher Gruppe du angehören willst.

Wenn du das Höhere angestrebtest, so wirst du, wenn der Ruf ertönt "Kehr zufrieden und wohlgelitten zu deinem Herrn zurück" (89:28) emporschweben, bis du deinen Platz in deiner ewigen Residenz eingenommen hast.

Gottes Gesandter sagte: Gottes Thron erbebte als Saad, der Sohn von Maath, verstorben war. Flehe Gott an, daß du nicht zu den niederen Tramplern gehören wirst. Wie der über alles erhabene Gott spricht: "Sie sind wie das Vieh, ja sogar noch stumpfsinniger." (7:179) So fühle dich nicht sicher davor, von der einen Ecke deines Hauses in die Schluchten der Hölle hinabzustürzen.

Es wird erzählt, daß Hassan al-Basri, Gott möge sich seiner erbarmen, einmal eine Schale mit kühlem Wasser, die ihm angeboten wurde, in die Hand nahm, ein Weilchen verharrte und dann in Ohnmacht fiel, wobei ihm die Schale aus der Hand fiel. Als er wieder zu sich gekommen war, fragte man ihn, was geschehen war.

Er sagte: "Ich vergegenwärtigte mir die Versammlung der zur Hölle Verurteilten, wenn sie die Paradiesbewohner um Wasser oder sonstiges von Gottes Gaben anflehen. "Und die Bewohner des Feuers werden den Bewohnern des Himmels zurufen: "Schüttet etwas Wasser auf uns oder etwas von dem, was Allah euch gegeben hat" (7:50)

Oh mein Sohn, wenn das Wissen ohne seine Umsetzung in die Tat reichen würde, dann wäre doch der [himmlische] Ruf 'Wer möchte etwas erbitten' oder 'Wer möchte seine Reue verkünden?' oder 'Wer möchte um Vergebung bitten?' sinnlos. Man erzählt von einigen Zeitgenossen Muhammads , er habe zu Abdallah Ibn Omar gesagt: "Gesegnet ist derjenige, der in der Nacht betet." Ein anderes mal sagte er zu jemandem: "Schlafe nicht soviel in der Nacht, denn der viele Schlaf lässt dich arm werden - am Tage des Gerichts.

Oh mein Sohn, "unterbrich deshalb für die Lesung in der Nacht deinen Schlaf und vollbringe diese Leistung freiwillig." Und die, die bei der Morgendämmerung um Vergebung bitten, sind die Dankbaren. Die Bitte um Vergebung bei der Morgendämmerung ist selbst schon eine Andacht.

Der Prophet sagte: "Drei Stimmen hört der erhabene Gott gerne: Das Schreien des Hahnes, die Stimme des Koranlesers und die Stimme jener, die bei der Morgendämmerung um Vergebung bitten. "

Sufjan-al-Thauri, Gott segne ihn, sagte: 'Gott schuf eine Brise, die in der Zeit der Morgendämmerung weht und die Andachtshuldigungen bis zum allmächtigen Herrn trägt.'

Und er sagte:" Wenn sich die Nacht ausgebreitet hat, ruft ein Ausrufer unter dem Göttlichen Thron: ,Es ist Zeit für Gottesanbeter, aufzustehen.' Und sie stehen auf und beten zu Gott soviel wie es ihnen Gottes Wille ermöglicht. Und wenn die Nacht ihre Mitte erreicht hat, ertönt der Ruf. 'Mögen die Gottesgehorsamen aufstehen.' Und sie stehen auf und beten bis zur Morgendämmerung. Und vor der Morgendämmerung wird dann gerufen: 'Mögen die um Vergebung Bittenden aufstehen.' Und sie stehen auf und bitten den Herrn um Gnade. Wenn die Dämmerung angebrochen ist, kommt der Ruf: 'Mögen die Unachtsamen aufstehen.' Und sie wachen auf und kriechen aus den Betten, wie aus den Gräbern heraussteigende Leichen.

Oh mein Sohn, es wird auch berichtet, daß Lukman (Fsmi), der Weise, seinem Sohn riet: "Oh Sohn, du willst doch nicht, daß der Hahn klüger ist als du. Er schreit bei der Morgendämmerung und du schläfst weiter." Ein Dichter sagte Gutes mit folgenden Worten:

Es rief im Dunkeln der Nacht
Ein Vogel sehr sacht auf dem Ast

Ich hörte ihn und blieb ohne Acht
Und staunte: So spät in der Nacht?

Es wär' eine Lüge wenn ich schwör'
"Ich liebe den Schöpfer"

wenn zuvor andere zum Gebet riefen hoch empor
Und ich blieb regungslos nach wie vor.

Oh mein Sohn, das Resümee allen Wissens sollte sein, wie man gehorsam wird und warum man es sein soll.

Gehorsam und Demut vor Gott heisst seiner Ordnung zu folgen und zwar in Wort und Tat. Was du tust und was du sein läßt, sollte einzig und allein von der Göttlichen Ordnung abhängen.

Es ist ein Gehorsamsbruch wenn du am Festtag nach dem Ende des Ramadhan fastest oder wenn du in einem unlauter erworbene Gewand betest. Es sieht aus wie Gehorsam, doch es ist Sünde.

Oh mein Sohn, es sollte so sein, daß das, was du sagst und was du tust mit Gottes Ordnung (Scharia) übereinstimmt, 'denn Lernen und Handeln ohne die Scharia als Leitmotiv ist vertane Mühe'.

Lass' dich vom umherwandeln und von dem, was dir merkwürdig an den Sufis erscheint, nicht verblenden, denn um diesen Weg zu begehen bedarf es sehr viel Kampfkraft und es bedarf des Eliminierens der Leidenschaften und des Bändigens der Seele mit dem Schwert der Entbehrung und nicht mit Eitelkeiten und Scheintaten.

Und sei gewiss, daß eine lose Zunge und ein mit sinnlosen Begierden, Leidenschaften und Unachtsamkeit versiegeltes Herz, deutliche Zeichen fehlender Glückseligkeit sind. Wenn du das Ego nicht im aufrichtigem Kampf besiegst, kann dein Herz nicht im Lichte der Erkenntnis erblühen.

Du sollst wissen, daß einige deiner Fragen nicht einfach in Wort und Schrift zu beantworten sind. Es sind Stadien, die du erklimmen musst, um sie zu erfahren. Es sind Zustände, die erfahren werden müssen, sie zu beschreiben ist unmöglich; Erfahrungen kann man nicht beschreiben, man muß sie spüren. Ebenso wie Süsses nicht beschrieben werden kann, wie süss der Einzelne etwas Süsses empfindet oder wie bitter Bitteres, das ihm zugefügt wird.

Oh mein Sohn, ein Teil deiner Fragen sind dieser Art, aber jene, die zu erklären sind, wurden bereits im Buch 'Ihya-Ulumu-Dîn' (Neubelebung der Religionswissenschaften des Islam) und anderen Büchern eingehend behandelt. Dennoch hier ein paar Auszüge, die der Beantwortung deiner Fragen dienlich sein können:

Wer sich auf diesen Weg begeben will, muß zuvor vier Voraussetzungen erfüllen:

Die erste Voraussetzung ist ein fester Glaube [an Gott - Allah] in der reinsten Form und ohne jegliche Beifügung (tawhîd). Die zweite Vorbedingung ist ein überwältigendes Bereuen der Sünden und daß man diese nicht wiederholt (taubah). Die dritte ist, Klarheit zwischen sich und den Mitmenschen zu schaffen, so daß man niemandem mehr etwas schuldet, sei es materieller oder ideeller Art. Und die vierte Voraussetzung ist die Scharia zu studieren, damit du weißt, was du tust und darüber hinaus von anderen Wissenschaften [des Islam] soviel zu lernen, um den Weg der Rettung zu erkennen.

Es wird erzählt, daß Al-Schibli (Gott möge sich seiner erbarmen), der vierhundert Lehrmeistern gedient hatte (d.h. deren Schüler war), sagte: Ich las viertausend Hadithe, von denen ich aber nur einen ausgewählte, um danach mein Leben auszugerichten, denn ich sah darin meine Rettung. Ich sah die Weisheiten der Vorfahren und der Nachkommenenden darin verkörpert und das war mir genug.

Der Hadith lautet: Tue für diese Welt soviel, wie es der Zeit entspricht, die du dich hier aufhältst und für jene Welt soviel, wie du dort bleiben wirst. Bemühe Dich in gleichem Masse um dein Gehorsam gegenüber Gott, wie du dich mit deinen Nöten an Ihn wendest. Und tue was dich in die Hölle bringt in dem Maße, in dem du sie ertragen kannst.

Oh mein Sohn, wenn du verstanden hast, was dieses Hadith bedeutet, dann brauchst du nicht viel in der Wissenschaft nachzuforschen und andere Geschichten zu analysieren.

Hatam Al-Assamm war mit Schaqiq AI-Balkhi (möge sie beide der Segen des erhabenen Gottes umhüllen) sehr befreundet. Als dieser ihn eines Tages fragte: "Du begleitest mich nun schon seit dreissig Jahren. Was hast du eigentlich dabei gewonnen?"

Er antwortete: "Die Kenntnissen, die ich in dieser Zeit gewonnen habe, habe ich in acht Punkten zusammengefaßt. Sie zu verwirklichen, hoffe ich, reicht für die Rettung und Erlösung. Schaqiq sagte dann. "Was sind denn diese?" und darauf sagte Hatam Al-Assamm:

•  Den ersten Entschluß habe ich so gewonnen: Es fiel mir auf, daß jeder einen geliebten Menschen hat, zu dem er eine mehr oder minder starke Beziehung hat. Ist diese Beziehung stark, so reisst sie selbst dann nicht, wenn der Geliebte krank und erblasst ist. Sie kann so stark sein, daß sie bis zum Grabesrand nicht zu reissen vermag. Dann aber kehrt jeder Liebende allein zurück, nachdem er den Geliebten sich selbst überlassen und dem Erdreich anvertraut hat. Keiner ist imstande, an dem, was der Verstorbene dort erfährt, teilzunehmen.

Diese erschütternde Tatsache gab mir viel zu denken. Ich suchte nach einem Geliebten, der mit mir die Grabesschwelle überschreitet und mich gerade dort über die Einsamkeit und Verlassenheit hinwegtröstet, wohin mich keiner mehr begleiten will. Da fand ich nichts anderes als die guten Taten. Ich nahm sie als mein Geliebtes in der Hoffnung, sie mögen mir im Grabe leuchten und mir in der Einsamkeit Gesellschaft leisten und mich nie verlassen.

•  Als zweites fiel mir auf und ich sah, daß alle Menschen ihren Wünschen folgen und versuchen, sie zu erfüllen. Da besann ich mich Gottes Wort im Koran: "Wenn aber einer den Stand (das Auftreten) seines Herrn fürchtete und sich nicht erlaubte, (persönlichen) Neigungen nachzugehen, ist das Paradies (für ihn) der Ort der Einkehr." (Sure 79: 40) Dann kam ich zu der überzeugung, daß das, was im Koran steht, rechtens ist und die Wahrheit schlechthin. Daraufhin begann ich mit der Erziehung meines Egos und nahm den Kampf dagegen auf. Ich riß mich solange an den Riemen, bis ich das Ego gezähmt hatte und es von da an gewillt und gehorsam Gottes Ordnung folgte.

•  Die dritte [Einsicht] gewann ich, als ich sah wie sehr die Menschen weltlichem Unrat nachlaufen und wie sehr sie sich daran klammern, was sie ergattert haben. Auch besann ich mich wieder auf Gottes Wort im Koran: "Was ihr (an irdischen Gütern) bei euch habt, geht (über kurz oder lang) zu Ende. Was aber Gott bei sich hat, bleibt bestehen." (16.96) So nahm ich mein Hab und Gut und verteilte es unter den Armen in der Hoffnung, es für das ewige Leben beim erhabenen Gott wiederzufinden.

•  Die vierte Lehre war, als ich erkannte, daß einige meinen, Ruhm und Ehre sei ihnen nur wegen einer großen Verwandtschaft verliehen worden und wie stolz sie waren, einer grossen Sippe anzugehören.

Andere meinten, Ansehen könne nur durch Reichtum und eine grosse Kinderschar erreicht werden und sie waren sehr mit sich zufrieden, wenn sie dies aufweisen konnten. Manche meinten, es sei schlau durch Gaunerei und Betrug, ja sogar durch Töten, zu Reichtümern zu gelangen.

Es gibt Leute, die der Meinung sind, eine hohe gesellschaftliche Stellung sei nur durch verschwenderisches Ausgeben und Schenken zu erreichen.

Da besann ich mich Gottes Wort: "Siehe, der von euch am meisten vor Allah Geehrte ist der gottesfürchtigste." (Sure 4 9, Vers 13)

So wählte ich Tugendhaftigkeit und Gottesfurcht aus der überzeugung, daß der Koran rechtens und die Wahrheit ist. Wer etwas anderes meint oder glaubt, befindet sich offensichtlich im Irrtum.

•  Die fünfte Einsicht war, daß ich sah, wie Menschen einander in übler Weise nachreden und andere in deren Abwesenheit tadeln. Der Grund ist immer Neid auf Reichtum, Ansehen oder Wissens - und Bildungsstand der Getadelten.

Da besann ich mich wieder Gottes Wort: "Wir Selbst verteilen unter ihnen ihren Unterhalt im irdischen Leben." (Sure 43, Vers 32)

Da wußte ich, daß es eine Vorsehung gibt, die Gott für uns schon in der Ewigkeit gewählt hat. Von da an war ich auf niemanden mehr neidisch und es fand sich in mir eine innere Zufriedenheit ein mit dem, was Gott für mich vorgesehen hatte.

•  Die sechste [Einsicht] war, daß ich sah, wie andere Menschen Feindschaften aus verschiedenen Gründen gegeneinander hegten.

Da besann ich mich Gottes Wort im Koran "Wahrlich, der Satan ist euer Feind, so behandelt ihn wie einen Feind. " (Sure 35, Vers 7)

Es wurde mir klar, dass man mit niemandem verfeindet sein darf, ausser mit dem Teufel.

•  Die siebte [Einsicht] war, daß ich sah, wie alle einfallsreich und mit übertriebener Mühe nach ihrem täglichen Brot jagen und dabei manches Mal die Grenzen der Lauterkeit und der Tugend verletzen und sich Schmach und Erniedrigung aussetzen.

Da besann ich mich Gottes Wort im Koran: "Und es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht Allah obläge..." (sure 11, Vers 6)

Dies gab mir die Gewissheit, daß Gott mir mein tägliches Brot gibt und es mir zugesichert hat. Von da an widmete ich mich dem Dienste Gottes und entzog jegliche Hoffnung an andere, ausser an Ihn.

•  Die achte [Einsicht] war, daß ich sah, wie jeder sich auf irgendetwas in der Schöpfung verliess. Manche vertrauen auf Mark und Pfennig, manche auf Hab und Gut, andere verlassen sich auf ihr berufliches oder handwerkliches Können oder auf ihresgleichen in der Schöpfung.

Da besann ich mich Gottes Wort im Koran: "Und wer auf Allah vertraut, für den ist Er sein Genüge, wahrlich Allah setzt durch, was Er will, siehe Allah hat für alles ein Mass bestimmt." (Sure 65, Vers 4)

Seither vertraue ich nur noch auf Gott; Er ist mein Genüge und herrlich ist es auf Ihn zu vertrauen.

Schaqîq sagte: "Möge Gott Dich segnen, ich sah nach in der Thora, in den Psalmen Davids, in den Evagelien und im Koran und fand heraus, daß sich eigentlich alle vier Bücher um diese acht Punkte drehen. Wer danach handelt, handelt nach diesen vier Schriften."

Oh mein Sohn, siehe - aus diesen wenigen Geschichten hast Du nun erfahren, daß es eigentlich nicht darauf ankommt, viel zu wissen.

Lass Dir nun erklären, worauf es ankommt, wenn man sich auf diesen Weg begibt. Dies sollst Du wissen: wer aufbricht, um diesen Weg zu gehen, braucht einen alten, weisen Mann als Lehrmeister, der seinen Unrat aus seinem Charakter herausfeilen und ihm stattdessen Gutmütigkeit lehren kann. Diese Erziehung wird ähnlich der Gartenpflege vorgenommen: Zunächst wird das Unkraut bei den edlen Pflanzen beseitigt, bis diese sich stabilisiert und einen geraden, kraftigen Stamm entwickelt haben, welche dann strahlend erfreulich blühen und schliesslich gute Früchte tragen.

Wer diesen Weg wählt, braucht notwendigerweise einen alten Weisen, der ihn zum Wege Gottes leitet. Denn Gott hat Propheten zu den Menschen gesandt, die ihnen den rechten Weg zeigen. Nach dem Gesandten Gottes sind seine Nachfolger beauftragt worden, die Menschen zum rechten Weg, zum Wege Gottes zu leiten. Diese Lehrer, der den Propheten vertreten sollen, müssen ausgebildete Gelehrte sein, [im islamischen Sinn: `âlim, `ârif] sein, doch eignet sich nicht jeder Gelehrte für diese Aufgabe.

Ich werde Dir aber einige allgemeine Merkmale eines geeigneten Gelehrte nennen, so daß nicht jeder behaupten kann, er sei der geeignete Lehrer in diesem Fachgebiet.

Er muß sich z.B. von den weltlichen Genüssen abgekehrt haben und nicht mehr Ansehen und Ruhm zugeneigt sein. Er muss selbst schon jemandem gefolgt sein, der in der überlieferungskette zum Propheten ein Verbindungsglied war.

Er muß sich selbst soweit unter Kontrolle gebracht haben, daß er schon mit wenig Essen, Schlafen und Reden auskommt, dafür aber viel betet, viel fastet und spendet.

Er muß sich im Zuge der Nachfolge seines Vorbildes zum Vorsatz gemacht haben, grundsätzlich freundlich zu sein und sich Charaktereigenschaften wie Geduld, Gebetsfreudigkeit, Dankbarkeit, unerschüttliches Vertrauen in Gott, Glaubesüberzeugung, Genügsamkeit, tief verwurzelte innere Ruhe, ein großes verzeihendes Herz, Bescheidenheit, tiefgründiges Wissen, stets die Wahrheit sagend, Lauterkeit, Treue, würdige Haltung, Ruhe ausstrahlend, Besonnenheit, usw. zueigen gemacht haben, denn dann ist er ein Licht, das vom Lichte des Propheten strahlt. So einen kann man dann auch zum Vorbild und Lehrer nehmen.

So ein Mensch ist aber sehr selten, so selten wie roter Schwefel.

Wem das Glück zur Seite stand und wer so einen Lehrer fand und wenn dieser Lehrmeister einwilligte, ihn als Schüler anzunehmen, so muss man ihn aufrichtig zu schätzen und zu respektieren wissen und zwar innerlich wie äußerlich.

Der äusserliche Respekt besteht darin, daß man nicht ständig und um jedes Thema mit ihm argumentiert, selbst wenn man einen Fehler bei ihm feststellt. Ferner soll man nicht vor dem Meister den Gebetsteppich ausrollen, es sei denn zur wirklichen Gebetszeit ; wenn das Beten zu Ende ist, soll man den Teppich wieder zusammenrollen. Wenn man aus Eifer und Gottesgehorsam zusätzlich zu den vorgeschriebenen Gebeten weitere Gebete verrichten will, dann soll man das nicht in Anwesenheit des Meisters tun. Man soll in dem, wozu ihn der Lehrer beauftragt hat, sein Bestes geben.

Der innerliche Respekt besteht darin, daß man auch tatsächlich einzuwilligt in dem vom Meister gehörten und es nicht innerlich ablehnt, was man nach aussenhin bereits angenommen hat, denn das wäre Heuchelei. Sieht der Wegbeschreiter sich nicht imstande, diesen Anforderungen nachzukommen, sollte er Abstand nemen, bis er eine innere übereinstimmung mit dem Geäusserten herstellen kann.

Auch muß man die Gesellschaft von solchen Menschen meiden, die ihm eventuell einflössen die menschlichen Teufel oder die Teufel der Dschinn zu v verehren, damit sein Herz vom teuflischen rein bleibt. Auf jeden Fall muß er die Armut dem Reichtum vorziehen.

Dann sollst Du auch wissen, daß der Sufismus - die Reinhaltung der Seele - zwei Merkmale hat:

Sich selbst mit Gott ins Reine zu bringen und Frieden zu schließen mit den Menschen. Denn wer sich selbst mit Gott ins Reine bringt, den Menschen freundlich begegnet und sie mit Geduld erträgt, ist schon ein Sufi (mutasawwuf).

Sich mit Gott ins Reine bringen bedeutet nicht mehr und nicht weniger, also sich für Gott freizumachen und sich für Gott freimachen bedeutet, eigene Belange zurückzustellen, wenn es darum geht, Gottes Wort zu befolgen.

Den Menschen freundlich gesinnt zu sein heisst, die eigenen Interessen nicht auf Kosten anderer durchzusetzen, sondern im Gegenteil, sich für die Bedürfnisse anderer Menschen einzusetzen, sofern sie nicht der Scharia, Gottes Ordnung, zuwiderlaufen.

Du fragtest mich nach der Knechtschaft [bei Gott] (`ubudiyya). Diese erreicht man durch drei Bedingungen:
•   Eine davon ist die Reinhaltung der Scharia.
•   Die zweite ist, mit Deinem Schicksal zufrieden zu sein, nicht Fatalismus, sondern das zu wollen, was Gott für Dich vorgesehen hat.
•   Die dritte ist die Zufriedenheit deines Egos zurückzustellen um die Zufriedenheit des Schöpfer zu erlangen.

Du fragtest mich nach dem Vertrauen in Gott.
Dies ist die unerschüttliche überzeugung, dass das Gottgewollte unabwendbar geschieht. Wenn Gott will, daß Du etwas erreichst, dann erreichst Du das auch und alle Kräfte der Welt können es nicht verhindern. Hat Er jedoch etwas von Dir abgewendet, dann kannst du es nicht erlangen, auch wenn Dir die ganze Welt zu Hilfe käme.

Und Du fragtest mich nach der Gottergebenheit.
Sie bedeutet, daß all Dein Handeln und Wandeln für Gott ist und Dein Herz jegliche Komplimente scheut und daß es dich nicht betrübt, von den Leuten getadelt zu werden.

Du sollst wissen, daß Heuchelei oft aufgrund unbegründeten Lobes in einem keimen kann. Es gibt ein Mittel dagegen, und zwar indem Du davon ausgehst, daß die Leute im Grunde genommen nur nach den äusseren Erscheinungen urteilen und die wahren Zusammenhänge nicht leicht erkennen. Legst Du aber auf ihre Meinung Wert, dann bist Du der Heuchelei nicht mehr fern.

Oh mein Sohn, von Deinen restlichen Fragen habe ich manche bereits in meinen Büchern behandelt. Diese kannst Du dort in Ruhe studieren. über einige dieser Fragen zu schreiben ist verboten. Handle zuerst nach dem was Du schon weisst, dann lichtet sich der Schleier immer mehr vor Deiner Einsicht.

Oh mein Sohn, frage mich von heute an nicht mehr nach dem was Dir Kopfzerbrechen bereiten wird. Und gedenke Gottes Wort in Vers 6 der Sure 49: "Wenn sie sich geduldeten, bis Du zu ihnen herauskämest, so wäre es besser für sie. Doch Allah ist allverzeihend, barmherzig." Und höre den Rat von Khidher [einem Heiligen, der Moses begleitete. Er heißt Al-Khidhr, hat vom Wasser des Lebens getrunken. Auf ihrem gemeinsamen Weg traf er mit Moses (Fsmi) Vereinbarungen, u.a. die folgende]: "Er sprach. 'Wohlan, wenn du mir folgen willst, so frage mich nach nichts, bis ich selbst zu dir darüber rede. (Sure 18, Vers 71)

Und habe keine Eile sondern warte, denn wenn die Zeit kommt, wirst Du es besser verstehen und deutlich sehen. Wie Gott in Vers 38 der Sure 21 sagt: "Ich werde euch Meine Zeichen zeigen, aber fordert nicht von Mir Eile walten zu lassen." So frage mich nicht vorzeitig und sei dessen ganz gewiss, daß Du niemals ankommst, ohne [den geistigen Pfad] zu beschreiten. Denke an die Worte Gottes in Sure 12, Vers 110 "Haben sie denn nicht die Erde durchwandert und gesehen... ".

Oh mein Sohn, bei Gott, wenn Du reist, so wirst Du Wunder sehen, wo immer Du auch halt machst. Gib von Deinem Ego, denn nur dadurch kannst Du dieses Ziel erreichen. Wie einst Dhu- Nun al-Misri zu einem seiner Schüler sagte: "Wenn Du imstande bist, Dein Ego aufzugeben, dann komme mit, ansonsten magst Du Dich mit dem falschen Sufismus beschäftigen."

Oh mein Sohn, ich gebe Dir acht Ratschläge. Beherzige sie, damit Dir Dein Wissen am Tage der Auferstehung nicht zum Verhängnis wird:

Nach vieren sollst Du handeln und vier sollst Du meiden.

Der Ratschlag betreffend der vier Dinge, die Du meiden sollst, ist folgender:
Erstens vermeide es, soweit Du kannst, Dich im Falle eines Streites mit anderen zu messen, um Dich durchzusetzen, denn darin liegt viel übles verborgen. Die daraus entstehenden Schäden sind viel grösser als der momentane Erfolg. Hier liegt auch die Quelle aller schlechten Charakterzüge wie Heuchelei, Neid, Arroganz, Hass, Feindschaft, Prahlerei usw.
Etwas anderes ist es, wenn Du in einen Streit mit anderen Personen gerätst und es Dir wirklich um die Rechtsfindung geht und darum, dass die Wahrheit bekannt wird. Dann kannst Du diskutieren. Aber ob es Dir dabei wirklich um die Wahrheit geht, kannst Du an zweilei erkennen:
daß es Dir gleichgültig ist, ob die Wahrheit durch Dich oder durch andere bekannt wird und zweitens, dass Dir die private Auseinandersetzung lieber ist die öffentliche.

Und höre, was ich an dieser Stelle noch hinzufügen möchte.
Du sollst wissen:
eine Frage zu stellen bedeutet, die Krankheit des Herzens dem Arzt anzuvertrauen, und sie beantworten ist nichts anderes als die Mühe, die Krankheit zu heilen.

Du sollst wissen, daß die Unwissenden die Heilsuchenden sind und die Gelehrten Heilende. Ein unerfahrener Arzt kann nicht jede Krankheit heilen, und ein erfahrener Arzt behandelt nicht jeden Patienten. Er behandelt nur jene, die wirklich bereit sind, sich behandeln zu lassen und die Heilvorschriften zu befolgen. Wenn aber das übel schon chronisch ist und nicht mehr heilbar, so erkennt dies der erfahrene Arzt schnell und rät von einer Behandlung ab, denn damit kann man das ganze Leben vergeuden.

Du sollst wissen, dass die Unwissenheit vier Ursachen haben kann. Eine davon kann behoben werden und von den restlichen dreien kannst Du niemanden heilen:

Eine Gruppe unheilbar Kranker sind jene, die aus purem Hass und Neid eine Polemik beginnen. Mit ihnen kannst Du Dir noch soviel Mühe geben, um die Antwort auf ihre Fragen deutlich zu formulieren und sie so freundlich und verständlich wie möglich vorzutragen; Du wirst trotzdem nichts anderes ernten als mehr Hass, mehr Feindschaft und mehr Neid. Der einzige Weg ist, Dich mit ihnen erst gar nicht einzulassen. Ein Dichter sagte einst:

Feinde jeden Schlages können Freunde werden;
Nur jene, welche Neider sind, werden Feinde bleiben.

Weise sie ab und lasse sie und ihre Krankheit. Gott, der Erhabene, sagt in Sure 53, Vers 29: "Darum wende dich von dem ab, der Unserer Ermahnung den Rücken kehrt und nichts als das irdische Leben begehrt." Der Neider schürt mit Wort und Tat das Feuer im Saatfeld seiner guten Taten, wie es der Prophet sagte: "Der Neid frisst sich in die guten Taten wie das Feuer in das Brennholz."

Eine zweite Gruppe kranker Menschen, sind jene, die an Schwachsinn leiden. Diese sind ebenfalls unheilbar. Wie Jesus, Gottes Friede sei mit ihm, sagte: "Es war möglich, Tote zum Leben zu erwecken, aber Schwachsinnige konnte ich keine heilen."
Z.B. kommt ein Mann und beschäftigt sich mit den Religionswissenschaften und der Logik. Doch kaum hat er etwas gelernt, fängt er schon an, Fragen aufzuwerfen und bringt, aus purer Einbildung Einwände vor gegen grosse Gelehrte, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben in die Tiefen der Religion und des Wissens vorzudringen. Solch ein oberflächlicher Mann glaubt, daß was ihm Kopfzerbrechen bereitet, auch für den in Ehren altgewordenen Gelehrten schwierig sei. Wer dies nicht erkennt und so polemisiert, handelt aus Schwachsinn, darum gib Dir keine Mühe mit ihnen.

Die dritte Gruppe sind jene, die wirklich wissbegierig sind, die aber nicht imstande sind, komplizierte Zusammenhänge zu verstehen, wie sie grosse Gelehrte erklären können. Diese fragen, um sich an Wissen zu bereichern, ihr Horizont ermöglicht es ihnen jedoch nicht. Hier soll man bei der Beantwortung nicht sehr ausführlich sein. Es sprach der Prophet : "Wir Propheten sind gehalten, mit den Menschen entsprechend ihres Verstandes zu reden.

Was nun jene Kranken anbelangt, die heilbar sind, so handelt es sich hierbei um Leute, die wissbegierig, klug und fähig sind zu begreifen. Sie dürfen aber nicht von Neid, Zorn, Ruhmsucht, Hang nach Ansehen und Reichtum überwältigt werden. Sie sind stets bemüht, den geraden Weg zu gehen. Wenn sie fragen oder einwenden, dann nicht aus Neid, Verbohrtheit, oder weil sie jemanden prüfen wollen. Diese Leute verdienen es nicht nur, daß auf ihre Fragen eingegangen wird, sondern vielmehr musst Du ihre Fragen beantworten.

Das zweite, was Du vermeiden sollst, ist, ein Prediger und Ermahner zu werden, denn darin sind viele Gefahren verborgen. Es sei denn, Du handelst schon selbst nach jenen Ratschlägen, die Du den Leuten geben willst. Denke darüber nach, was zu Jesus (Friede sei mit ihm) gesagt wurde: "Oh Marias Sohn, ermahne zunächst dich selbst und dann andere, damit du dich vor deinem Herrn nicht schämen mußt."

Wenn du aber in die Verlegenheit gerätst, predigen zu müssen, dann hüte Dich vor zweierlei. Versuche nicht, großtuerische Reden zu halten, indem Du mit undeutlichen Hinweisen gespickte Aussagen, Verse und Gedichte dahinfauchst. Denn Gott verabscheut die Aufwendigen und der übermässig Aufwendige legt von sich selbst ein Zeugnis der inneren Leere und der Gleichgültigkeit seines Herzens ab.

Die Predigt soll uns Menschen an das Feuer im Jenseits erinnern und daran, wie oberflächlich und herzlos wir abtun, wie wir dem Herrn dienen. Den Menschen sollen Denkanstösse gegeben werden, daß sie sich des vergangenen Lebens besinnen um zu sehen, mit welch' unsinnigem Zeug sie es vergeudet haben. Sie sollen in sich gehen und ihre Gegenwart betrachten um zu sehen, welche Hindernisse ihnen im Wege stehen, die sie von der Reinheit des Glaubens abhalten. Sie sollen sich vergegenwärtigen, wie es ihnen wohl ergehen würde, wenn der Todesengel auf sie zukäme. Sind sie imstande, die Fragen von Munkar und Nakir (den zwei Engeln, die den Glauben des Verstorbenen prüfen) zu beantworten? Und sie sollen sich mit ihrer Stellung am Tage der Auferstehung auseinandersetzen um zu sehen, wo sie dort stehen werden. Gehören sie zu jenen, die den Grat des geraden Weges am Tage der Abrechnung wohlbehalten passieren können, oder zu jenen, die abgleiten und in das ewige Verderbnis fallen. Diese Situationen werden aufgezählt, um die Menschen wachzurütteln und sie aus dem monotonen Alltag herauszulösen. Wenn diese Flammen zu brodeln beginnen und der Mensch von Unruhe erfasst wird, dann kann das eine Predigt genannt werden.

Es ist eine Predigt, den Leuten darüber zu berichten, ihnen diesbezügliches Wissen zu vermitteln, und sie daran zu erinnern, wie nachlässig sie es mit der Tugend nehmen und wie sie stattdessen um so verschwenderischer im Lasterhaften schwelgen. Es geht darum, sie auf ihre Unzulänglichkeiten und Fehler aufmerksam zu machen, in einer Art, daß es wie ein Lauffeuer über die Anwesenden hinwegzieht und eine Hitzewelle hinterlässt, in der die Leute zur Besinnung kommen und sich mit Bedauern an die vielen Tage, die sie ohne Gehorsam gegenüber Gott vergeudet haben, erinnern und das verpfuschte Leben sehen; damit sie dann versuchen, zu retten, was noch zu retten ist.

Stell' Dir vor, eine Flut bewegte sich auf ein Haus zu, es bald niederzuwalzen mit den Leute darin; dann wirst Du wohl sofort schreien "Achtung! Achtung! Rettet euch vor der Flut!" Oder würdest Du seelenruhig dastehen und anfangen grosse Reden zu halten, um den Hausbesitzer mit komplizierten Redewendungen, bereichert mit Anekdoten und Hinweisen, sanft und sacht die Entstehung des Hochwassers zu erklären? Natürlich nicht. Und so ist es mit der Predigt.

Du sollst nicht beabsichtigen, die Anwesenden dazu zu bringen, daß sie die Einsicht über ihre bedauerliche Situation lauthals kundtun, oder daß sie in Hysterie verfallen und aus Verzweiflung ihre Kleider zerreissen, nur damit es heißt: 'Welch gute Veranstaltung'. Denn dies wäre reiner Hang zum weltlichen Ruhm und pure Unwissenheit.

Es sollte Dein Bestreben und Bemühen sein, die Leute angesichts ihrer völligen Hingabe an diese Welt auf das Jenseits aufmerksam zu machen. Sie von der Widerspenstigkeit zum Gehorsam, von der Gier zur Genügsamkeit, vom Geiz zur Grosszügigkeit, vom Zweifel zur überzeugung, von der Unachtsamkeit zur Aufmerksamkeit und vom Stolz zur Tugend zu bewegen. Du sollst sie dazu bringen, das Jenseits lieb zu gewinnen und das Diesseits nicht zu lieben.
Du sollst ihnen Wissen vermitteln, wie sie zu Gott beten und genügsam werden, sie jedoch nicht lehren, daß sie sich -berechnend -auf Gottes Grosszügigkeit und seine Barmherzigkeit verlassen können, denn sie neigen sehr dazu vom Pfad der Tugend abzuweichen und dem nachzueifern, was Gott nicht billigt. Sie neigen zu sehr dazu, über die Schwelle des schlechten Benehmens zu stolpern.
Diesbezüglich solltest Du ihnen Furcht einflössen und sie ermahnen, sich davor zu hüten, denn sie handeln sich ängste ein, die unabwendbar auf sie zukommen. Möge sich ihr äußeres Handeln bessern also Folge der Besserung ihrer inneren Werte. Dann werden sie mehr zum Gehorsam neigen und vor der Sünde zurückschrecken. Dies ist die Methode der Predigt und des Bestärkens zum Guten.

Jede Predigt, die nicht diese Grundlage hat, ist ein Verhängnis für Redner und Zuhörer zugleich und mehr als das.
Es wird sogar gesagt, es sei ein Gholem, ein Teufel, der die Menschen vom Weg abbringt und sie in die Tiefen der Verderbnis stürzt. So müssen sie davor fliehen, denn was so ein Redner bei den Leuten an Unheil im Glauben anrichtet, kann nicht einmal der Teufel vollbringen. Wer Macht und Befugnis hat, sollte solche Leute von den Kanzeln herunterholen und dem begonnenen Wirrwarr ein Ende bereiten. Dies wäre unter der Pflicht 'Das Gute gebieten und das Schlechte verwehren' zu betrachten.

Das Dritte, was Du vermeiden sollst, ist, die Gesellschaft der Herrscher und der Könige zu suchen, oder sie sehen zu wollen. Denn sie zu sehen, sich in ihre Gesellschaft zu begeben und sich mit ihnen zu unterhalten ist schon eine grosse Plage. Wenn Du es nicht vermeiden kannst und doch bei ihnen anwesend sein musst, so vermeide es wenigstens, sie zu loben und zu preisen, denn Gottes Zorn wird hervorgerufen, wenn Ungerechte Herrscher und Tyrannen gelobt werden. Und wer ihnen ein langes Leben wünscht, der liebt es somit, daß dem erhabenen Gott auf der Erde Ungehorsam entgegengebracht wird.

Das vierte, was Du sein lassen solltst, sind Gaben und Geschenke von den Herrschern anzunehmen, auch wenn Du weisst, daß sie es auf lautere Weise verdient haben. Sich von ihnen etwas zu erhoffen, verdirbt den Glauben; denn es würde unweigerlich zu Heuchelei führen, indem man dann ihre Partei ergreift und sich mit ihnen im Unrecht solidarisiert. Das alles ist Verdorbenheit im Glauben. Das geringste, was an Dir hängen bleibt, wenn du ihre Gaben annimmst und Dich an ihren weltlichen Genüssen beteiligst, ist, daß Du sie magst. Wer jemanden mag, dem wünscht er zwangsläufig ein langes Leben. In dem Wunsch, daß dem Unrecht ein langes Leben beschert werden soll, steckt der Wille, Gottes Geschöpfen Unrecht zuzufügen und ist folglich Verderbnis für die Welt. Was ist aber schädlicher für den Glauben und das Jenseits als das?

Sei auf der Hut und nochmals hüte Dich vor der Versuchung des Teufels oder wenn Dir jemand sagt, es sei doch besser, das Geld zu nehmen und es unter den Armen zu verteilen, weil sie das [Geld ansonsten] lasterhaft und sündvoll verschwenden würden; dabei sei es viel besser, wenn Du es mittellosen Menschen zur Verfügung stelltest. Denn der Verdammte [Teufel] hat vielen damit das Genick gebrochen. Dies habe ich im Buch 'Ihya ul `Ulum' (Wiederbeleben der religiösen Wissenschaften des Islam) besprochen, dort kannst Du es nachlesen

Der Ratschlag betreffend der vier Dinge, die Du befolgen sollst, sind folgende:

Du sollst erstens in Deinem Handeln und Wandeln Gott gegenüber so verfahren, wie Du es auch von einem Diener mit Zufriedenheit akzeptieren würdest und ohne böse auf ihn zu sein. Was Du von diesem - in Deinen Gedanken existierenden - Diener nicht akzeptieren würdest, sollst Du auch nicht Gott gegenüber vollbringen, denn Er ist Dein wahrer Herr.

Zweitens sollte das, was du anderen Menschen tust, auch für Dich angenehm sein, wenn es Dir andere tun. Denn der Glaube eines Menschen wird nie vollkommen, wenn er nicht für andere liebt, was er für sich selbst liebt.

Wenn Du drittens etwas liest oder studierst, so sollte dies nur dazu dienen, Dein Herz zu reinigen und Deine Seele zu läutern. Es sollte so sein, als hättest du nur noch eine Woche zu leben: dann würdest Du wohl kaum die islamischen Rechtswissenschaften und Charakterarten, Methodik der Islamischen Wissenschaften, Arten der Redewendungen oder ähnliches ausführlich lernen wollen. Denn Du weißt: diese Wissenschaften können kein Ersatz sein. Du würdest Dich vielmehr sofort damit beschäftigen, Dein Herz zu überprüfen und würdest sehen wollen, wie es mit Deiner Seele bestellt ist.

Du würdest Dich sogleich von den weltlichen Belangen abwenden, Du würdest Deine Seele vom Unrat im Charakter reinigen wollen, um nur noch Deine Liebe zu Gott gedeihen zu lassen und Ihn innig und aufrichtig anbeten wollen. Du würdest nur noch aus guten Eigenschaften bestehen wollen. Die Wirklichkeit ist aber, dass jeder Tag oder jede Nacht, die dem Menschen bevorstehen, schon den Tod mit sich bringen können!

Oh mein Sohn, nun laß Dir etwas anderes sagen und überdenke es mit Besonnenheit, auf daß Du darin Erlösung finden magst:

Wenn man Dir mitteilen würde, daß Dir in einer Woche der König einen Besuch abstatten möchte, bin ich sicher, daß Du dann nur noch versuchen würdest, das zu pflegen, was der König von Deinen Kleidern oder äusserlichem Erscheinen, dem Haus, Flur, Teppich oder sonstigen Dingen sehen würde.

Nun denke über meine Worte nach, denn Du begreifst sie schnell. Dem Klugen reichen wenige Worte, um zu begreifen, worum es geht.

Gottes Gesandter Muhammad sagte: "Gott schaut nicht auf eure äussere Erscheinung oder wie eure Taten aussehen, sondern er sieht eure Herzen und Absichten. "
Wenn Du mehr über Herzen und ihre Zustände wissen willst, so schaue in das Werk 'Ihya' und andere von meinen Büchern.

Dieses Wissen zu erlangen ist eine Pflicht, die jedem obliegt, wobei einige Personen Wissenschaften erlernen können, um sie dann anderen Menschen zur Verfügung zu stellen; jedoch ausser jenem Teil, den Du zum Erfüllen Deiner Pflichten Gott gegenüber brauchst. Möge Er Dir Erfolg zuteil kommen lassen, sodaß Du diese Pflicht erfüllen kannst.

Der vierte Ratschlag ist, von weltlichen Gütern nicht mehr zurückzulegen, als das für ein Jahr nötigste. Gottes Gesandter Muhammad legte nicht mehr als eben das zurück. Er betete zu Gott und sagte immer "Oh Gott, laß die Nahrung der Angehörigen Muhammads Genügsamkeit sein."

Er legte für jene aber nur soviel zurück, die im Herzen eine Schwäche verspürten. Für jene jedoch, die eine feste überzeugung im Herzen hatten, legte er nur soviel beiseite, wie es für einen Tag reichte, für manchen sogar nur eine halbe Tagesration.

Oh mein Sohn, ich habe Dir somit nun beschrieben, was Du wissen wolltest. Du sollst es sodann in die Tat umsetzen, und vergiß mich nicht in Deinen Bittgebeten wenn du um Segen betest. Und was das Bittgebet anbetrifft, das Du lernen wolltest, so findest Du es in dem Sihah-Buch für Bittgebete. Lies dieses Bittgebet zu jeder Zeit und insbesondere nach den täglich (vorgeschriebenen) Gebeten:

Oh Gott,
ich erbitte von Dir von Deinen Gaben die vollständigen,
einen Schutz vor fortwährender Sünde,
von Deiner Barmherzigkeit die uns umhüllende,
von der Gesundheit die uns bleibende,
vom Leben das sorglose,
vom Alter das Glückseligste,
von Deiner Güte die allumfassendste,
von Deinem Segen den allumhüllendsten,
von Deiner Grossmut die Gütigste
und von Deiner Zuwendung die nächste.
Oh Gott, sei mit uns und nicht gegen uns. Oh Gott,
beende unser Leben mit Glückseligkeit,
erfülle unsere Hoffnung in Dich mit einem Mehr,
lass die Gesundheit uns begleiten in unserem morgendlichen Eifer und in unserem abendlichen Ruhen,
laß in Deiner Barmherzigkeit unser Schicksal und unsere Heimkehr sein,
giesse löschende Ströme Deiner Vergebung auf unsere Sünden,
laß Deinen Großmut über uns walten und bessere uns,
laß die Tugend das meiste sein, was wir zu uns nehmen,
gewähre uns Zugang zu den Tiefen Deiner Religion und
laß unser Vertrauen in Dich uneingeschränkt sein,
damit wir uns vorbehaltlos auf Dich verlassen werden. Oh Gott!
gewähre uns einen festen Stand in der Aufrichtigkeit
und beschütze uns in dieser Welt vor dem, was uns in der anderen Welt Reue einbringt,
laß die Last, die auf uns ruht eine leichte sein,
laß unser Leben ein Leben der Tugendhaften sein,
beschütze uns vor den Untaten der Bösen und wende ihre Missetaten von uns ab,
spreche uns, unsere Väter, unsere Mütter, unsere Brüder und Schwestern
von der Hölle frei durch Deine Barmherzigkeit, Du Erhabener, Vergebender, Grosszügiger, Beschützer, Allwissender, Allmächtiger. Oh Allah, oh Allah, oh Allah,
nimm uns auf in Deine Barmherzigkeit, Du Barmherzigster aller Gnädigen,
Du warst vor dem Ersten und Du bist der Bleibende nachdem das Letzte nicht mehr ist.
Dein ist alle Kraft und Macht, und Du bist gütig zu den Mittellosen.
Du bist der Gnädigste aller Gnädigen.
Es gibt keinen Gott ausser Dir!
Erhaben bist Du!
Verzeih', ich war einer der Ungerechten.
Gott segne unseren Propheten Muhammad und seine Familie und Angehörigen allesamt, und Lobpreis sei Allah, dem Herrn der Welten.
 
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