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  al-Muhasibi
 

al-Muhasebi

 

Die Informationen die uns Attar über al Muhasebi hinterließ, einem der größten Persönlichkeiten in der Geschichte islamischer Mystik sind überraschenderweise sehr dürftig. 165 (781) in Basra geboren, zog Abu ‘Abd Allah al-Harith ibn Asad al-Basri al-Muhasebi schon früh nach Bagdad wo er die prophetischen Überlieferungen und Theologie studierte. Er stand in engem Kontakt mit den führenden Persönlichkei­ten und Zusammenhang mit den besonderen Ereignissen seiner Zeit. Er starb 243 (857). Der Einfluss seiner Lehren und Schriften über mystische Theoretiker, einschließlich und besonders über Abu Hamid al-Ghazali waren grundlegend und umfassend. Viele seiner Bücher und Abhandlungen sind uns erhalten geblieben, darunter das herausragende Kitab al-Re’aya (Herausgeber: Dr. Margret Smith, London, 1940)

 

Die Enthaltsamkeit von Harith ibn Muhasebi

 

Harith ibn Muhasebi hatte von seinem Vater dreißig tausend Dirham geerbt.

Bringt es in den Staatsschatz ein. Sollen es die Behörden bekom­men“, verfügte er.

Warum“, fragten sie.

Der Prophet hat gesagt“, erklärte er, „und es ist eine wahre Überlieferung, dass die Qadariten die Magier dieser Gemeinschaft sind. Mein Vater war ein Qadarite. Der Prophet hat auch gesagt, dass ein Muslim von einem Magier nicht erbt. Mein Vater war ein Magier und wie ihr seht, bin ich ein Muslim.“

Gottes Fürsorge ihn vor Unrechtmäßigem zu bewahren war solcher Art, dass wenn er seine Finger nach Nahrung ausstreckte, welche nach dem Gesetz zweifelhaft einzuschätzen war, der Nerv seines Fingers klemmte und die Finger seinem Befehl sich zu strecken nicht gehorchten. Auf diese Art wusste er, dass der Bissen nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprach.

Eines Tages kam Harith zu mir und er war sichtbar hungrig“, berichtete Junaid.“ Ich sagte, „Onkel, warte ich bringe was zu essen.“ „Gerne“, antwortete er. Ich ging in die Kammer und suchte etwas zu essen und fand einige Reste eines Hochzeitmahles, welche man uns gebracht hatte. Diese setzte ich ihm vor. Doch seine Finger gehorchten ihm nicht. Er nahm einen Bissen in den Mund, doch so sehr er es versuchte, er vermochte ihn nicht zu schlucken. Er kaute an ihm herum, nahm es letztlich heraus, steckte es in seinen Beutel und verabschiedete sich. Später fragte ich ihn was passiert war. Harith sagte „Wirklich war ich hungrig und wollte dich nicht beleidigen. Doch hat mir Gott ein besonderes Zeichen gegeben, dass jedes ungesetzliche Essen mir im Hals stecken bleiben würde und meine Finger sich weigern würden es anzugreifen. Und in diesem Fall, so wie ich mich auch bemühte, ich konnte es nicht schlucken. Von wo kam das Essen?“

Aus dem Haus eines meiner Angehörigen“, antwortete ich.

Dann sagte ich, „Willst du mich heute besuchen kommen?“

Ich werde kommen“, sagte er zu.

So gingen wir hinein, nahmen ein Stück trockenes Brot und aßen es gemeinsam. Harith bemerkte, „Dies ist das richtige Essen, für einen Derwisch.“

Geschichten aus dem

Tadhkirat al-Auliya’

(Erinnerung an die Heiligen)

von Farid ud-Din ATTAR

Übersetzt von M.M. Hanel

 

 
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