Die Täler und Hochebenen der Hindukusch-Gebirgskette brachten herausragende Persönlichkeiten wie Amir Nasser Khossrau Balchi , Mawlana Jalaluddin Rumi, Mawlana Jami u.v.m. hervor, die wie leuchtende Sterne immer noch am von Rauch- und Nebelsäulen des Krieges und Invasionen der Fremden bedeckten Himmel des Landes strahlten und noch immer strahlen. Einer dieser leuchtenden Sterne war der große und berühmte Dichter Rahman Baba, der in die Reihe der großen Dichter und Denker der Renaissancezeit des Landes zu zählen ist. Abdul Rahman, kam im Sonnenjahr 1029 (1651 n. Chr.), entsprechend dem islamischen Mondkalender im Jahre 1061 im Stammesgebiet Mohmmand zur Welt und wurde einer der bedeutendsten Dichter in der Literatur und der Sprache Paschto. Abdul Rahman war mehr ein Dichter als Politiker, auch wenn er sich für die Staatsgründung der paschtunischen Stämme und für die nationale Identität und Einheit aller Afghanen einsetzte. Rahman Baba und die zeitgenössischen Dichter wie Abdul Rahman Mohmmand von seinem eigenen Stamm und Khoschal Khan vom Stamme Khattak legten mit ihren literarischen Werken und insbesondere mit den pathetischen Zweizeilern (Landai) die geistigen Grundlagen für die Einigung aller Stämme des Gebietes. Ohne sie wäre die Staatsgründung mit dem Namen „Afghanistan“ nicht denkbar. Was für eine Kraft die Landai besaß und noch besitzt, deren erste Zeile aus 9 und die zweite aus 13 Silben besteht, zeigte die von der Paschtu-Dichterin Malalai im Jahre 1880 spontan verfassten Landai im antibritischen Befreiungskampf, mit der sie die fast verlorene Maiwand Schlacht zugunsten der Freiheit und Unabhängigkeit des Landes abwendete.
Kepa Mai wand kesha hid neshoi Zema laliya benan geita de satina
Falls du im Maiwand-Kampf nicht fällst, mein Liebling, wirst du der Treulosigkeit bezichtigt
Der mit dem Titel „Baba“ beehrte Dichter war mehr ein Mann der Schrift und des Worts als ein Kämpfer. Er widmete sich seiner geliebten Sprache Paschto, der Mystik, dem Suffismus, der Metrik und der Musik, ähnlich wie der große Dari Dichter Mawlana Jallaludin Rumi, Balchi genannt. Wie sein Vorgänger Balchi verfasste auch Rahman Baba keine Lobeshymnen für die weltlichen Herrscher, wie dieses Gedicht des „Zeba o Milli Baba“ (Vater der Sprache und Nation) verdeutlicht:
Im Namen meines Gottes will ich singen, Dessen einer Name " Höchst gepriesen" ist. Er ist der Herrscher über alle Herrscher, Er ist der König über jeden Fürst. Kann jemand Sonnen an den Himmel setzen? Die Sonne setzte Er ans Firmament! Kann das Gesicht der Sonne man verschleiern? Sieh, Er hat es in Wolken ganz verhüllt. Wer kann ein Tröpflein wohl vom Himmel holen? Er lässt den Frühlingsregen strömen reich! Wer könnt´ nur einer Mücke Leben geben? Er gab der ganzen Welt den Lebensgeist. Wer kann den Steinen Rosenfarbe schenken? Die Purpurfarbe schenkt’ Er dem Rubin! Wer kann wohl Wasser aus dem Feuer machen? Aus Sommerglut bracht’ Er den Winterschnee. Wer macht Juwelen aus den Regentropfen? Er machte daraus die Perlen und Korallen. Wer könnt’ zum Himmel von der Erde steigen? Die Möglichkeit dazu gab Jesu Er. Wer könnte sich mit Gott wohl unterreden? Doch damit hat Er Moses hoch geehrt. Vor Ihm wirft sich die Erde betend nieder, Der Himmel beugt sich im Gebet vor Ihm. Anbetend steht vor Ihm der Baum im Walde. Ein jedes Gras ist Zunge seines Lobs. In Seinem Lobpreis sind beständig alle, Ob´s Engel sind, ob Geister, ob der Mensch. Sein Lob verkündet jeder Fisch im Wasser, Im Hain singt jeder Vogel Seinen Preis. Nicht hat Sein Wissen Ende oder Grenzen - Sein Wissen ist ein grenzenloses Meer. Nicht einer ist Ihm ähnlich oder gleichend, Und Er ist keinem ähnlich oder gleich. In Ihm gibt es nicht Makel, Mangel, Mindern - Ganz makellos ist, ohne Mind´rung, Er. Nichts Seinesgleichen, und nicht Ort noch Stelle - Ganz ohnegleichen, ohne Ort ist Er. Niemand hat Ihn erblickt je mit Augen, Doch ohne Wie und Weil zeigt Er sich klar. Wer sagt: "Man sieht Ihn nicht!" - man sieht Ihn niemals! Wer sagt: "Doch, überall!" - da ist Er auch. Von aller Form ist frei Er und von Richtung, Und alle Form und Richtung kommt von Ihm. Von Seinen Tausenden von Eigenschaften Hab´ ich besungen eine halbe nur!
Die Dichtung von Rahman Baba behandelt moralisch-ethische Themen sowie Liebesgedichte und Gedichte zur Mystik. Sein Verdienst für die Wiederbelebung der Schriftsprache Paschto ist unermesslich. Rahman Baba schreibt in diesem Zusammenhang:
Khuschal ha* und Dawlatan ze ma Gholaman dai Ze Rahman**
de Paschto zeba halamgieram
Sinngemäß übersetzt lautet das Gedicht: Die Dichter und die Regierenden werden es mir danken Da ich schenkte der Paschto-Sprache Ruhm allenthalben
Wie Mawlauwi Balchi besang er die typisch afghanischen Musikinstrumente wie Rubab (Saiteninstrument mit zwei Korpi), Nai (Flöte) und Tschang (Harfe), die von Balch bis Peshawar und von Nuristan bis Herat beliebt sind trotz der Borniertheit mancher Gewaltherrscher, die die Kultur, Kunst und den Klang der Völker afghanischer Nation zu vernichten suchten. Afghanen aller Ethnien sind stolz auf diesen Gelehrten, dessen Lieder im Herzen des Hindukusch und im indischen Subkontinent mit Instrumentalmusik von den Liedermachern besungen werden. Viele Qawali-Sänger tragen seine Lieder in Urdu und indischen Sprachen vor. Die Verse des Gelehrten Rahman Baba sind in zwei Büchern gesammelt und herausgegeben. Sie gelten auch heute noch als Paradigmen für die Dichter des Moderne. Baba hat komplizierte Themen meisterhaft in einfacher und für das Volk verständlicher Sprache zum Ausdruck gebracht. Beim Lesen seiner Gedichte ist schnell festzustellen, dass die Themen immer noch aktuell sind. Es geht um Ehrfurcht vor der Natur und den Lebewesen, vor Mensch und Tier, Liebe, Großherzigkeit und Demut. Seine Gedichte besingen die Schönheit der Natur, von Menschen und Tier, für den Schutz und Erhalt dieser göttlichen Phänomene sind die Menschen verantwortlich. Allein der Mensch ist fähig vervollkommnt zu werden. Er strebt zur Endstufe. Dabei sind Meditation und Ehrbietung Gottes ein Medium zur Erreichung der geistigen Entwicklung. Der eigentliche Schmied der Gründung Afghanistans Mir Wais Baba 1709 von dem Khattak-Stamm und der Ahmad Schah Durrani (der Vollzieher der Gründung vom Stamme Durrani im Jahre 1747) waren seine Schüler. Nach Rahman Baba liegt die Aufgabe des Dichters darin, sich für Frieden und Menschlichkeit einzusetzen und Gott zu preisen. Der große Mystiker und Vater der Paschtu-Dichtung, der Dari, Arabisch und die indischen Sprachen beherrschte, ist im Jahre 1710 in Einsamkeit gestorben. Ein Stadtteil in Kabul trägt seinen Namen. Zu Ehren des großen Dichters der Paschto Sprache führen die Paschto-Akademien in Afghanistan und Pakistan jährlich abwechselnd in Peshawar oder in Kabul eine Tagung durch. In jeder Tagung werden Teilaspekte seiner Literatur und seines Wirkens von Fachleuten besprochen. Seine Gedichte werden von den Sängern und Sängerinnen in Radio Afghanistan und in paschtunischen Gebieten in Pakistan besungen. Berühmte klassische Interpreten tragen seine Gedichte mit Musik insbesondere mit dem Instrument Rubab vor, das der Dichter besonders liebte.
zusammengefasst von Dr. Mir Hafizuddin Sadri
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