Sufizentrum Braunschweig
  Sieben Heilige von Marrakesch
 

Sieben Heilige von Marrakesch


El-Yusi hat in einer Qaṣīda die Namen der sieben Heiligen und die Reihenfolge, in der ihre Grabstätten besucht werden sollen, festgehalten: der erste liegt im Südosten vor der Stadt, der zweite im Osten direkt an der Stadtmauer, der dritte liegt in der Altstadt im Norden, die vier letzten Gräber beginnen im westlichen Zentrum der Stadt und enden außerhalb der südlichen Stadtmauer. Die ausgewählten Heiligen waren alle historische Persönlichkeiten von arabischer Abstammung, die damals bereits an ihren jeweiligen Grabstätten in der Stadt verehrt wurden. Zwischen ihnen gab es vorher kaum Beziehungen. Sie stammten aus einer Zeit – dem 12. bis 16 Jahrhundert – als sich von al-Ghazali (1058–1111) inspiriert sufistische Glaubenslehren von ihren geistigen Zentren, den Zawāyāt ausgehend verbreiteten. Diese besaßen als religiöse Inspirationsquellen und Gesellschaftsmodelle eine große Bedeutung im Alltag.

  1. Yusuf bin ʿAlī as-Sanhagi (kurz Sidi Yusuf ben ʿAlī, † 1197) lebte und starb in Marrakesch als Leprakranker außerhalb der Stadt in einer Grotte. Der Lokalheilige wurde wegen seiner Gottesfurcht und Ergebenheit in sein Leid verehrt.
  2. Qaḍī ʿIyād (Cadi Ayyad Ben Moussa, * 1083 in Ceuta, † 1149 in Marrakesch) studierte während der Almoravidenzeit in Córdoba besonders al-Ghazalis Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften, bevor er 1121 zum Kadi in seiner Heimatstadt berufen wurde. Bis 1138 wirkte er als Kadi in Granada, zur selben Zeit, als die Almohaden dabei waren, gewaltsam die Macht an sich zu reißen. In Ceuta organisierte er um 1146 einen Aufstand gegen die Almohaden, worauf er für drei Jahre ins Exil geschickt wurde. Anschließend durfte er als Kadi in Marrakesch tätig sein, bis zu seinem ungeklärten, aber vermutlich gewaltsamen Tod.
  3. Abu 'l-ʿAbbās as-Sabtī (Sidi Bel-Abbès, * 1130 in Ceuta, † 1204/05 in Marrakesch) kam mit 16 Jahren als Islamschüler nach Marrakesch, wo er sich wegen der Angriffe der Almohaden unter ihrem ersten Sultan ʿAbd al-Muʾmin in eine Einsiedelei (ḫalwa) außerhalb in die Hügel von Guéliz zurückzog. Ohne jemals Marrakesch zu betreten lebte er dort 40 Jahre lang mit Gottvertrauen (tawakkul) und nach den Regeln der tätigen Nächstenliebe (iḥsān), predigte und wirkte Wunder. Sultan Yaqub al-Mansur (reg. 1184–1199) bat ihn in die Stadt, wo er in seinen Predigten die Reichen wegen ihres Geizes kritisierte und sich um die Armen und Blinden kümmerte. Bei den einen erwarb er sich einen Ruf als Häretiker, für die anderen galt er als wahrhaftiger und großmütiger Mystiker. Zu Lebzeiten wurde er bereits über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Für die Nachwelt steigerte sich sein bis heute währender Ruhm als Unterstützer der Armen und Kämpfer für die Gerechtigkeit. So soll er 1578 in einer Schlacht gegen die Portugiesen die Seinen beim Heiligen Krieg (Dschihad) unterstützt haben. 1605 errichtete der Saadier-Sultan Abou Fares Abdallah für Sidi Bel-Abbès ein Mausoleum, in der Hoffnung, damit seine Epilepsie zu kurieren. Die Grabstätte lag anfangs außerhalb der alten Umfassungsmauer, eine spätere Stadterweiterung nach Norden schuf einen eigenen Bezirk um das Grab des Schutzheiligen der Stadt. König Hassan II. ließ 1998 das Gebäude renovieren.
  4. Sidi Mohammed bin Sulaiman al-Dschazuli (Sidi ben Slimane al-Jazouli/al-Gazouli), * 1390er Jahre in der südmarokkanischen Region Sous, † 1465 in Afughal) wurde zwar im Gebiet der Berberdynastie der Meriniden geboren, erhielt aber schon früh eine Anerkennung als Scherif. Seine Initiation als Sufi erfolgte in die Tariqa der Schadhiliyya, als deren Erneuerer und Träger der spirituellen Kette (Silsila) er gilt. Etwa 20 Jahre lebte er in Mekka und Kairo, später im marokkanischen Safi an der Atlantikküste, bis er vom Merinidenherrscher wegen seiner übergroßen Popularität aus dieser Stadt vertrieben wurde. Al-Gazuli zog sich in den Ort Afughal zurück, wo nach seinem möglicherweise gewaltsamen Tod ein Mausoleum für ihn errichtet wurde. 1524 wurden die sterblichen Überreste nach Marrakesch in einen neu errichteten Grabbau überführt. Das Hauptwerkt al-Ghazulis ist der Dalail al-Khayrat (dalā’il al-ḫairāt), ein Lobgesang auf den Propheten.
  5. Sidi ʿAbd al-ʿAzīz at-Tabbaʿ (Sidi ʿAbdelʿazîz Tebbaâ, al-Harrar, * in Marrakesch, † 1508 in Fès) war der Schüler von al-Gazuli, dessen Lehren er weiterführte und in einer eigenen Tariqa lehrte. Sein Mausoleum liegt in der nördlichen Altstadt. Sein Rufname al-Harrar bezieht sich auf die familiäre Herkunft und bedeutet „Seidenweber“.
  6. Sidi Abdallah al-Ġazwānī (Sidi ben Abdallah El-Ghazouani, Mūl la-Qṣūr, * im Dschebel Alam westlich des Rif-Gebirges, † 1528 bei Marrakesch) aus dem Berberstamm der Ghomara studierte in Fès und Granada und wurde dann von Sidi at-Tabbaʿ in die Tariqa des al-Gazuli eingeweiht. Später gründete er auf der Ghazuliya aufbauend eine eigene Tariqa. Deren Ordenszentrum lag im Stadtteil el-Qsur, von dem er seinen Rufnamen erhalten hat.
  7. Abu-l-Qāsim ʿAbd ar-Raḥman as-Sohaili (Abderrahmane Souheili, * 1114/15 bei Málaga, † 1185 in Marrakesch) war früh erblindet, studierte dennoch die arabische Sprache und war als Kenner der Hadithe geschätzt. Er starb als verehrter Lehrer und Asket.
  • Monday: Sidi es Soheili
  • Tuesday: Sidi Youssef Ben Ali
  • Wedneday: Qadi Iyad
  • Thursday: Sidi Bel Abbes
  • Friday: Sidi Ben Slimane el Jazouli
  • Saturday: Sidi Abd el Aziz
  • Sunday: Moul el Ksour




 
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