Sufizentrum Braunschweig
  Sufi-Meister Sheikh Nazim
 


40. Meister der Naqshbandiyya
aus Naqshbandi Sufi Way von
Sheikh Hisham Kabbani


Sheikh Nazim al-Haqqani  

Sheikh Nazım wurde in Larnaka, Zypern, am 23. des Aprils im Jahre 1922 an einem Sonntag bzw. am 26. des Monats Shaban im Jahre 1340 n.H. geboren. Väterlicherseits stammt er von Abd al-Qadir Gilani, dem Gründer des Qadiri Ordens, ab. Und mütterlicherseits reichen seine Wurzeln bis zum ehrenwerten Jalaluddin Rumi, dem Gründer des Mevlevi Sufi Ordens.

Während seiner Kindheit in Zypern wohnte er den Kreisen seines Großvaters bei, der ein Sheikh des Qadiri Ordens war, um sich dessen Disziplin und Spiritualität anzueignen. Übernatürliche Zeichen zeigten sich schon früh in ihm. Sein Verhalten war tadellos. Niemals stritt er sich mit irgendjemandem. Stets lächelte er und übte sich in der Geduld. Sowohl sein Großvater mütterlicherseits als auch väterlicherseits trainierten ihn auf dem Weg der Spiritualität.

Als Jugendlicher wurde Sheikh Nazım für seine hohe spirituelle Stufe sehr geehrt. Jeder in Larnaka kannte ihn, denn er konnte schon früh den Menschen einen Lebensrat geben, ihnen ihre Zukunft voraussagen. Als er fünf Jahre alt war, geschah oft, dass seine Mutter ihn nirgends auffinden konnte. Und nach langem Suchen sah sie schließlich wie er am Grab Umm Hirams , einer Gefährtin des Propheten meditierend da saß. Etliche Touristen suchten ihr Grab auf um das Wunder des schwebenden Steines über ihrem Grabe zu bestaunen. Versuchte jetzt seine Mutter ihn nach Hause zu schleppen, so erwiderte er: „Lass mich hier bei Umm Hiram , Mutter, sie ist eine unserer Vorfahren.“ Oft sprach er mit Umm Hiram , die vor über vierzehn Jahrhunderten dort begraben worden war. Wann immer ihn jemand unterbrach, so schimpfte er: „Lasst mich, Ich spreche mit meiner Großmutter.“

Am Tage schickte ihn sein Vater in die Schule und am Abend widmete er sich dem Studium der Religionswissenschaft. Neben seinen Mitschülern galt er als Genie. Nachdem er vom Gymnasium nach Hause kam, gab er sich in der restlichen Zeit den Lehren des Mevlevi und Qadiri Ordens hin. Zusätzlich nahm er jeden Donnerstag- und Freitagabend an den Kreisen der Gottesandacht des Qadiri und Mevlevi Ordens teil.

Jeder in Zypern bewunderte seine fromme Persönlichkeit. Er eignete sich die Rechtswissenschaft, die Wissenschaft der Überlieferungen, der Logik und die Quran-Exegesen an und konnte legale Entscheidungen gemäß des islamischen Rechts treffen. Des weiteren war er im Stande von den Weisheiten aller spirituellen Stufen zu berichten. Außerdem besaß er die besondere Gabe den kompliziertesten Tatbestand auf einfache, verständliche und anschauliche Weise darzustellen.

Nachdem er das Gymnasium beendet hatte, ging er 1940 nach Istanbul, wo seine beiden Brüder und seine Schwester lebten. Dort studierte er Maschinenbau an der Universität Istanbuls im Bezirk Bayazit. Zur selben Zeit beschäftigte er sich mit dem göttlichen Gesetz und der arabischen Sprache bei Sheikh Jamaluddin al-Lasuni (verst. 1955). Sein Diplom stellte jeden anderen Absolventen in den Schatten, so dass die Professoren ihn schließlich drängten mit den Nachforschungen weiterzumachen, der junge Nazım jedoch antwortete letztlich: „Mich interessiert die moderne Wissenschaft nicht; mein Herz sehnt sich nach der Spiritualität.

Während seiner frühen Jahre in Istanbul begegnete er seinem ersten spirituellen Meister, Sheikh Sulayman Arzurumi, einem Meister des Naqshbandi Ordens (gest. 1948/1368). Abgesehen von seinem Chemie Studium besuchte er die Versammlungen Sheikh Sulaymans, um zusätzlich zu den Lehren des Qadiri und Mevlevi Ordens den Naqshbandi Pfad zu erlernen.

Als junger Student wurde er oft in der Sultanahmet Moschee gesehen, wie er in der Nacht im Dhikr versunken war.

„Dort erreichte mich außergewöhnlicher Segen und unendlicher Frieden. Mit meinen beiden Führern, Sheikh Jamaluddin al-Lasuni und Sheikh Sulayman Arzurumi, verrichtete ich das Morgengebet. Sie unterwiesen mich und pflanzten spirituelles Wissen in mein Herz. Zu jener Zeit hatte ich viele Visionen, die mich nach Damaskus zogen, aber ich hatte noch nicht die Erlaubnis meines Sheikhs dazu. Viele Male erschien mir durch das Auslöschen meines Ichs der Prophet Muhammad und rief mich in seine Gegenwart. Mein Herz war von solch einer großen Sehnsucht versehen, dass ich am liebsten alles liegen ließe und in die heilige Stadt des Propheten reiste.

Eines Tages als diese Sehnsucht außergewöhnlich groß war, sah ich in einer Vision wie Sheikh Sulayman (Sheikh Sulayman war einer der 313 Heiligen des Naqshbandi Ordens, die die 313 Propheten repräsentieren, denen eine Botschaft mitgesandt worden war) mich an der Schulter packte und sagte: „ Du hast die Erlaubnis bekommen. Die Geheimnisse deines Herzens, dein dir Anvertrautes und deine spirituelle Rechtleitung sind nicht in meinen Händen. Ich behielt dich nur bei mir, bis du bereit warst für deinen wahren Sheikh, der auch mein Meister ist, Sheikh Abdullah ad-Daghestani. Geh zu ihm nach Damaskus. Die Erlaubnis kommt von mir und dem Propheten.

Die Vision endete und somit empfing ich die Erlaubnis nach Damaskus zu gehen. Danach suchte ich zwei Stunden lang meinen Sheikh, um ihm von meiner Vision zu berichten. Er öffnete mir seine Arme und sagte: „ Bist du glücklich über deine Vision, mein Sohn?“ Als ich das hörte wusste ich, dass er über alles Bescheid wusste. Er sagte: „ Warte nicht. Geh sofort nach Damaskus.“ Er gab mir weder eine Adresse noch irgendeine Information außer dem Namen, Sheikh Abdullah ad-Daghestani in Damaskus. Daraufhin reiste ich per Zug von Istanbul nach Aleppo, wo ich mich einige Zeit aufhielt. Meine Zeit verbrachte ich in einer Moschee nach der anderen, wo ich den Gelehrten zu hörte und mich dem Gebet und der Meditation widmete. Von Aleppo aus reiste ich nach Hama, eine ebenfalls sehr alte Stadt. Ich versuchte nach Damaskus weiterzugehen, es war aber unmöglich. Die Franzosen, die Damaskus besetzt hatten, waren gerade dabei sich auf einen Angriff der Engländer vorzubereiten. Also ging ich nach Homs zu dem Grab von Khalid ibn Walid, einem Gefährten des Propheten . Dort suchte ich die Moschee auf und betete. Ein Diener kam zu mir und sagte: „ Letzte Nacht sah ich einen Traum, in dem mir der Prophet begegnete und mir mitteilte: „ Einer meiner Enkel wird morgen hierher kommen. Halte Ausschau nach ihm und wie ich sehe bist du jene Person.“

Ich nahm seine Einladung an. Er gab mir einen Raum in der Moschee, in dem ich ein Jahr lang blieb. Ich verließ den Raum nur für das Gebet und um im Kreise zweier ausgezeichneten Gelehrten aus Homs zu sitzen, die die Quranrezitation (tajwid), dessen Exegesen (tafsir), die Überlieferungen (‹ilm al-hadith) und die Rechts-sprechung (fiqh) lehrten. Ihre Namen waren Sheikh Muhammed Ali Uyun as-Sud und Sheikh Abdul Aziz Uyun as-Sud, der Mufti von Homs. Ich besuchte ebenfalls die spirituellen Unterweisungen zweier Naqshbandi Sheikhs, Sheikh Abdul Jalil Murad und Sheikh Said as-Subai. Mein Herz sehnte sich nach Damaskus zu gehen, aber da der Krieg im vollen Gange war, beschloss ich einen Umweg über Tripoli und Beirut zugehen.“

1944 (1364 J.H.) reiste Sheikh Nazım mit dem Bus nach Tripolis. Er kannte dort niemanden. Als er umherlief, traf er auf Sheikh Munir al-Malek, dem Mufti von Tripolis und der Sheikh aller Sufi Orden der Stadt. Er näherte sich ihm und fragte: „Bist du Sheikh Nazım? Ich sah in einem Traum den Propheten , der mir erklärte, einer seiner Enkel komme nach Tripolis. Daraufhin zeigte er mir dein Aussehen und teilte mir mit, ich solle in dieser Gegend nach dir Ausschau halten und für dein Wohlergehen sorgen.“

„Ich blieb einen Monat bei Sheikh Munir al-Malek. Er arrangierte meine Reise nach Homs und von dort aus nach Damaskus. An einem Freitag, zu beginn des Hijri Jahres 1365 (1945), kam ich in Damaskus an. Ich wusste, dass Sheikh Abdullah ad-Daghestani in dem Bezirk Hayy al-Maidan lebte, in der Nähe des Grabes Bilal al-Habashis und vieler Nachfahren des Propheten , einer sehr alten Gegend mit vielen Denkmälern von früher.

Wessen Haus dem Sheikh gehörte, wusste ich nicht. Während ich auf der Straße stand, erschien mir eine Vision, in der der Sheikh aus seinem Haus kam und mich hinein bat. Jene Vision endete, ich konnte aber niemanden auf den Straßen sehen. Die Straßen waren leer aufgrund der Bombardements der Franzosen und Engländer. Jeder hatte Angst und versuchte in seinem Haus Schutz zu finden. Ich war der einzige auf der Straße. Ich schaute auf mein Herz um herauszufinden, wessen Haus dem Sheikh gehörte. Daraufhin sah ich in einer Vision ein bestimmtes Haus mit einer bestimmten Tür. Ich suchte bis ich schließlich jene Tür fand. Als ich gerade dabei war an der Tür anzuklopfen, öffnete sie sich und der Sheikh sagte: „ Sei willkommen, mein Sohn, Nazım Effendi.“ Seine ungewöhnliche Erscheinung zog mich sofort an. Ich hatte zuvor noch nie solch einen Sheikh gesehen. Licht floss von seinem Antlitz und seiner Stirn. Wärme kam aus seinem Herzen und von seinem glänzenden Lächeln. Zusammen stiegen wir die Treppen hinauf in sein Zimmer, dabei sagte er zu mir: „ Wir haben auf dich gewartet.“ In meinem Herzen war ich vollkommen glücklich, mich in seiner Gegenwart zu befinden, trotzdem hatte ich noch jene Sehnsucht in mir die Stadt des Heiligen Propheten zu besuchen. Ich fragte ihn: „ Was soll ich tun?“ Er antwortete: „ Morgen werde ich dir deine Antwort geben. Ruhe dich für den Moment zunächst einmal aus.“ Er bat mir etwas zu essen an und ich betete mit ihm das Nachtgebet, danach begab ich mich schlafen. In der Frühe weckte er mich für das zusätzliche Nachtgebet. Noch nie zuvor hatte ich eine dermaßen vergleichbare Kraft verspürt als in seinem Gebet. Ich fühlte mich in der göttlichen Gegenwart und mein Herz wurde von ihm noch mehr angezogen.

Eine weitere Vision offenbarte sich mir. Ich sah mich Schritt für Schritt eine Treppe besteigen, die von unserem Gebetsort zur Bayt al-Mamur führte, der Kaaba der Himmel. Jede Stufe, die ich erklomm, war eine spirituelle Stufe, mit der er mich versah. In jeder Stufen empfing ich Wissen in meinem Herzen, das ich zuvor noch nie gelernt noch gehört hatte. Worte, Ausdrücke und Sätze wurden in solch einer Brillanz einander gereiht und in mein Herz für jede weitere Stufe übermittelt, bis wir Bayt al-Mamur erreichten. Dort sah ich 124,000 Propheten , die in einer Reihe nebeneinander standen und deren Imam Prophet Muhammed war. Ich sah 124,000 Gefährten des Propheten Muhammeds hinter ihnen stehen. Hinter jenen, 7,007 Heilige des Naqshbandi Ordens und weitere 124,000 Heilige aller anderen Orden bildeten eine weitere Reihe für das Gebet.

Dort gab es einen freien Platz neben Abu Bakr as-Siddiq für zwei Personen. Großsheikh begab sich zu jenem Platz und nahm mich mit sich. Wir verrichteten das Morgengebet. Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich solch eine Süße dieses Gebets geschmeckt. Als der Prophet Muhammed das Gebet leitete, war die Schönheit seiner Rezitation unbeschreiblich. Es war eine Erfahrung, die keine Worte beschreiben können, weil es sich hier um Göttliches handelte. Als das Gebet beendet worden war, hörte auch die Vision auf und ich hörte den Sheikh mich auffordern den Gebetsruf für das Morgengebet zu rezitieren.

Er betete das Gebet vor und ich betete hinter ihm. Von draußen konnte ich die Bombardements der zwei Parteien hören. Während er mir die Einweihung in den Naqshbandi Orden gab, sagte zu mir: „ O mein Sohn, wir haben die Kraft unseren Schüler in einem Moment zu seinen spirituellen Stufen emporzuheben. Sobald er das gesagte hatte, schaute er mit seinen Augen auf mein Herz. Während er dies tat, veränderte sich die Farbe seiner Augen von gelb zu rot, dann zu weiß, daraufhin zu grün und schwarz. Die Farbe seiner Augen veränderte sich, während Wissen, das zu jenen Farben korrespondierte, in mein Herz überfloss.

Gelb, die erste Farbe, entsprach der Stufe des Herzens (Qalb). Es floss jegliches exoterische Wissen, das für das tägliche Leben des Menschen wichtig ist, in mein Herz. Dann öffnete er mir die Stufe des Geheimnisses (Sirr), das Wissen aller 40 Orden, die von Ali ibn Abi Talib ausgehen. Ich verspürte, wie ich zu einem Oberhaupt dieser 40 Orden wurde. Während er das Wissen dieser Stufe übermittelte, waren seine Augen rot. Die dritte Stufe, die die Stufe des Geheimnisses hinter den Geheimnissen ist (Sirr as-Sirr), ist nur für die Sheikhs des Naqshbandi Ordens zugänglich, dessen Imam Abu Bakr ist. Als er Geheimnise dieser Stufe in mein Herz offenbarte, waren seine Augen weiß. Dann entschleierte er die Stufe des verborgenen spirituellen Wissens (Khafa), dabei war seine Augenfarbe grün. Sogleich hob er mich auf die Stufe der vollkommenen Auflösung empor, die Stufe des Verborgensten (Akhfa), wo nichts mehr in Erscheinung ist. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Augen schwarz. Von hier trug er mich in die Gegenwart Gottes. Danach brachte er mich wieder in die Existenz zurück.

In diesem Moment war meine Liebe für ihn so groß, dass ich mir nicht vorstellen konnte, einen Moment von ihm getrennt zu sein. Ich wünschte mir nichts inniger, als für immer bei ihm zu sein und ihm zu dienen. Dann kam die Prüfung. Die Prüfung war gigantisch. Mein Herz verzweifelte in der Hoffnungslosigkeit als er folgende Worte von sich gab: „ Mein Sohn, deine Leute brauchen dich. Für den Moment habe ich dir genug gegeben. Geh heute noch zurück nach Zypern.“ Ich hatte anderthalb Jahre gebraucht, um zu ihm zu gelangen und habe gerade mal eine Nacht bei ihm verbracht. Jetzt befahl er mir nach Zypern zurückzukehren, zu einem Ort, den ich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte. Es war ein schrecklicher Befehl für mich, aber auf dem Sufi Pfad muss der Schüler sich dem Willen seines Sheikhs hingeben.

Seine Hand und seine Füße geküsst, versuchte ich mit seiner Erlaubnis nach Zypern aufzubrechen. Der Zweite Welt Krieg neigte sich seinem Ende zu. Es existierten keine Transportmöglichkeiten mehr. Als jener Gedanke durch meinen Kopf ging, kam eine Person zu mir und sagte: „ O Sheikh, brauchst du eine Mitfahrmöglichkeit?“ Ich sagte: „ Ja! Wohin gehst du?“ Er antwortete: „ Nach Tripolis.“ So nahm er mich in seinem Laster mit und wir erreichten Tripolis nach zwei Tagen. Als wir ankamen sagte ich: „ Bringe mich zum Hafen.“ Verwundert fragte er: „ Für was?“ Ich erwiderte: „ Um ein Schiff nach Zypern zu finden.“ Er sagte: „ Wie denn das? Niemand reist mehr über See, solange dieser Krieg noch andauert.“ Ich sagte: „ Mach dir keine Gedanken darüber. Bring mich einfach hin.“ Er brachte mich zu dem Hafen. Erneut war ich überrascht, als ich Sheikh Munir al-Malek mir entgegenkommen sah. Er sagte: „ Was ist das für eine Liebe die dein Großvater für dich hat? Der Prophet erschien mir ein weiteres mal in einem Traum und sagte: ‚Mein Sohn Nazım kommt. Kümmere dich um ihn!’

Ich verbrachte drei Tage bei ihm und bat ihn, eine Schifffahrt nach Zypern zu organisieren. Er versuchte es, es war jedoch zu jener Zeit unmöglich aufgrund des Krieges und des Benzinmangels. Das einzige was er finden konnte war ein Segelboot. Er teilte mir mit: „ Du kannst es nehmen, es ist aber sehr gefährlich.“ Ich sagte: „ Ich muss gehen, es ist eine Order des Sheikhs.“ Sheikh Munir bezahlte einen hohen Preis für den Besitzer, dass er mich nach Zypern brachte. Es dauerte sieben Tage, eine Reise, die normalerweise mit einem Motorboot vier Stunden dauert.“

Sobald ich meinen Fuß auf den Boden Zyperns setzte, erschien mir umgehend eine Vision in meinem Herzen. Ich sah Großsheikh Abdullah ad-Daghestani zu mir sagen: „ O mein Sohn, nichts hat dich davon abgehalten meinen Befehl auszuführen. Durch das Hören und Annehmen hast du Großes erreicht. Von diesem Moment an werde ich für dich immer sichtbar sein. Jedes Mal wenn du mir dein Herz zuwendest, werde ich da sein. Für jede deiner Fragen wirst du geradewegs aus der göttlichen Gegenwart eine Antwort bekommen. Jede spirituelle Stufe, die du verlangst zu erlangen, wird dir aufgrund deiner vollkommenen Hingabe gewährt sein. Alle Heiligen sind glücklich mit dir, auch der Prophet ist glücklich mit dir.“ Als er diese Worte sprach, fühlte ich, wie er bei mir war und von da an hat er mich niemals verlassen. Er ist immer mit mir.“

Angefangen in Zypern verbreitete Sheikh Nazım die spirituelle Rechtleitung und die Lehren des Islam. Es kamen viele Menschen zu ihm, die den Naqshbandi Weg annahmen. Leider war zu jener Zeit jegliches was mit der Religion zu tun hatte in der Türkei verbannt und als er nach Zypern kam, sah er wie jenes auch für Zypern galt. Selbst der Gebetsruf, adhan, war verboten.

Als er in seinem Geburtsort ankam war das erste, was er tat, eine Moschee aufzusuchen und den Gebetsruf auf Arabisch zu rezitieren. Sofort nahm ihn die Polizei fest und steckte ihn für eine Woche hinter Gittern. Aber als er wieder entlassen worden war, ging er dennoch in die Moschee und rief von der Minarett der großen Moschee Nikosias zum Gebet. Das verärgerte die Offiziellen noch mehr, so dass eine Klage gegen ihn ausgehängt wurde. Er sorgte sich gar nicht großartig um sie und ging sofort zu allen Moscheen Nikosias und der Dörfer in der Umgebung und rief zum Gebet. Es folgten viele weitere Klagen gegen ihn, vielleicht waren es mittlerweile 114 geworden. Anwälte rieten ihm endlich damit aufzuhören, er erwiderte jedoch immer: „ Nein! Ich kann nicht. Die Menschen müssen den Gebetsruf hören.“

Der Tag der Anhörung war gekommen. Sollte es schlecht für ihn ausfallen, hätte er für die nächsten 100 Jahre seine Zeit im Gefängnis verbringen können. Zeitgleich jedoch kamen die Ergebnisse der Wahlen aus der Türkei an: Ein Mann namens Adnan Menderess hatte die Wahlen gewonnen. Sein erstes Handeln als Präsident war, alle Moscheen zu öffnen und den Gebetsruf auf Arabisch zu erlauben. Das war ein Wunder unseres Großsheikhs.

Sheikh Nazım reiste durch ganz Zypern und besuchte zudem Libanon, Ägypten, Saudi Arabien und viele andere Länder, um die Wege der tariqat zu lehren. Als er eine Schülerin des Großsheikhs, Hajjah Amina Adil, geheiratet hatte, ging er 1952 zurück nach Damaskus. Von da an lebte er in Damaskus. Jedes Jahr würde er während den drei Monaten Rajab, Shaban und Ramadhan mit seiner Familie Zypern besuchen. Er hatte zwei Töchter und zwei Söhne.

Seine frühen Reisen zur Verbreitung Gottes Lichtes

Sheikh Nazım pflegte jedes Jahr den Konvoi der zypriotischen Pilger während des Hajjs anzuführen. Alle zusammengerechnet machte er insgesamt 27 Pilgerfahrten. Dabei kümmerte er sich um die muriden und Gefährten des Großsheikhs. Später organisierte er auch internationale Gruppen von Muslimen, die sich auf die Pilgerfahrt begeben sollten. Viele dieser Gruppen, welche stets duzende Pilger zählen, besuchen vor ihrer Reise den Sheikh bei sich zu Hause in Zypern, um anschließend aufzubrechen.

SYRIEN
Einmal befahl ihm Großsheikh zu Fuß von Damaskus nach Aleppo zu wandern und an jedem Dorf Halt zu machen, um den Naqshbandi Weg, das Wissen des Sufismus und das Wissen der Religion zu lehren. Die Entfernung zwischen Damaskus und Aleppo beträgt ungefähr 400 Kilometer. Es kostete ihn mehr als ein Jahr, um hin und zurück zu gehen. Er würde zwei Tage laufen, ein Dorf erreichen, eine Woche in dem Dorf verbringen, um die Menschen in den Naqshbandi Orden einzuweihen, das dhikr zu leiten, die Menschen zu trainieren und dann geradewegs zum nächsten Dorf weiterlaufen. Schon war sein Name in aller Munde von den Grenzen Jordaniens bis zu den Grenzen der Türkei nahe Aleppo.

ZYPERN
In einer ähnlichen Weise befahl Großsheikh dasselbe auch auf Zypern zu tun. Er ging von einem Dorf zum nächsten, rief die Menschen zum Islam, forderte sie auf den Atheismus, den Sekularismus, den Materialismus aufzugeben und zu Gott zurückzukommen. Mann liebte und kannte ihn überall auf Zypern, so dass er aufgrund seines dunkelgrünen Turbans und Umhangs liebevoll “Sheih Nazım yesilbas“ (“Sheikh Nazım Grünkopf“) genannt wurde.

LIBANON
Viele Male besuchte er den Libanon, wo auch wir ihn kennen gelernt hatten. Ich war gerade im Büro meines Onkels, der der Generalsekretär für religiöse Angelegenheiten in Libanon war, ein sehr hohes Regierungsamt. Es war gerade Zeit für das Asr Gebet und mein Onkel, Sheikh Mukhtar Alayli, pflegte in der Masjid al-Umari al-Kabir in Beirut zu beten. Zu Zeiten Umar ibn al-Khattab war es eine Kirche gewesen, die dann zu einer Moschee umgebaut wurde. Bis zum heutigen Tage wurde das Fundament der Kirche erhalten. Mein Onkel leitete das Gebet und mit meinen zwei Brüdern dahinter folgten wir ihm. Es kam ein Sheikh in die Moschee und betete neben uns. Er schaute auf meinen Bruder und fragte: „ Bist du so-und-so?“. Dann schaute er auf meinen anderen Bruder und wusste erneut den Namen. Das gleiche machte er auch bei mir. Wir waren sehr überrascht, da wir diese Person noch nie zuvor in unserem Leben gesehen hatten. Auch mein Onkel fühlte sich zu ihm hingezogen.

Mein ältester Bruder bestand darauf den Sheikh in unser Haus einzuladen. Also gingen wir mit unserem Onkel nach Hause. Unser Gast sagte: „ Sheikh Abdullah schickte mich und sagte zu mir: ‚Der Mann zu deiner rechten heißt so-und-so, und so weiter... Weihe sie in den Naqshbandi Orden ein. Sie werden zu unseren Gefährten gehören.’ Dass er all unsere Namen wusste verblüffte uns regelrecht und gewann unsere Herzen für sich. Besonders ich hatte für ihn eine große Sympathie, da ich recht jung war.

Seither machte er es zu einem Brauch, Beirut regelmäßig zu besuchen. Auch wir besuchten jede Woche Damaskus um Großsheikh Abdullah und Sheikh Nazım zu sehen. Wir empfingen sehr viel spirituelles Wissen und wurden zu Zeugen ihrer unermesslichen Kraft, die sie in den Herzen der Suchenden verteilten. Wir liebten sie so sehr, dass wir unseren Vater immer bitten würden, dass er uns erlaube, sie jeden Sonntag sehen zu dürfen.

In Sheikh Nazıms Haus fehlte es nie an Besuchern. Mindestens hundert Leute gingen ein Mal pro Tag durch seine Tür. Er sorgte für sie und bediente jeden von ihnen. Sein Haus war in der Nähe von Großsheikhs Haus auf dem Jabal Qasyium, einem Berg der die Stadt überragt und südöstlich von Damaskus liegt. Er lebte in einem bescheidenen Stuckhaus, in dem alles einfach gehalten war und von Hand aus Holz und anderem natürlichen Material errichtet worden war.

Spirituelles Zurückziehen

In dem Jahr 1955 zog er sich in Sueileh, im Jordan, auf Befehl Sheikh Abdullah Daghestanis zum ersten Mal zurück. Dort schottete er sich für sechs Monate von der Welt ab. Die Kraft und Reinheit seiner Präsenz zog tausende von muriden an, so dass Sueileh und die umliegenden Dörfer, Ramta und Amman voll seiner muriden waren. Seien es Gelehrte oder Beamte, so viele Menschen wurden von seinem Licht und seiner Persönlichkeit angezogen.

Als er zwei Kinder hatte, eine Tochter und einen Sohn, wurde er erneut von Großsheikh Abdullah ad-Daghestani gerufen. Er sagte zu ihm: „ Ich habe einen Befehl des Propheten für dich empfangen, dass du dich in der Moschee Abdul Qadir Jilanis in Baghdad zurückziehen sollst. Gehe dort hin und bleibe dort sechs Monate lang.“

Über diese Zeit sagt Sheikh Nazım: „ Ich fragte den Sheikh keine weitere Fragen. Nicht einmal ging ich zuvor noch einmal kurz nach Hause, sondern ging geradewegs nach Marja in die Innenstadt. Ich dachte nicht an Kleidung, Geld oder Proviant. Als er gesagt hatte: „ Geh!“ Ging ich. Sayyidina Abdul Qadirs Einladung zu ihm zog mich regelrecht an. Als ich die Innenstadt erreichte sah ich einen Mann auf mich blicken. Er schaute auf mich und schien mich zu erkennen. Schließlich fragte er: „ Sheikh Nazım, wohin gehst du?“ Ich sagte: „ Nach Baghdad.“ Er war ein murid Großsheikhs gewesen und erwiderte: „ Ich gehe auch nach Baghdad! Ich hab einen Laster voller Güter, die ich nach Baghdad liefern muss. Ich kann dich mitnehmen!“

Als ich die Moschee Sayyidina Abdul Qadir Jilanis betrat, war dort ein riesiger Mann an der Tür der Moschee und hielt sie zu. Er sagte: „ Sheikh Nazım!“ „ Ja“ antwortete ich. „ Ich bin derjenige, der während deinem Aufenthalt hier für dich sorgen wird. Komm mit mir.“ Ich war überrascht, in meinem Herzen jedoch war ich nicht darüber erstaunt, da wir in der tariqat wissen, dass alles von göttlichen Gegenwart so arrangiert ist, wie es nur sein kann. So folgte ich ihm, während wir uns dem Grab des Erzfürsprechers (Ghawt al-Azam) näherten. Angekommen, grüßte ich meinen Ur- Ur-Großvater, Sayyidina Abul Qadir Jilani. Daraufhin brachte er mich in einen Raum und erklärte mir: „ Jeden Tag werde ich dir mit einer Linsensuppe und einem Stück Brot dienen.“

„Ich verließ den Raum nur für die täglichen fünf Gebete. Sonst verbrachte ich meine ganze Zeit in jenem Raum. Mir gelang es, einen Zustand zu erreichen, dass ich den Quran in neun Stunden lesen konnte. Zudem rezitierte ich 124,000 Mal die Kalima (la ilaha illAllah) und 124,000 Mal salawat (Segenswünsche auf den Propheten ). Abgesehen davon las ich täglich den ganzen Dalail al-Khayrat und rezitierte 313,000 Mal „ Allah, Allah“ neben meinen mir speziell aufgetragenen Gebeten. Eine Vision nach der anderen überkam mich. Sie nahmen mich von einem Zustand und brachten mich in einen anderen, bis ich mich schließlich in der göttlichen Gegenwart auflöste.“

Eines Tages hatte ich eine Vision, in der mich Sayyidina Abdul Qadir Jilani zu sich rief und sagte: „ O mein Sohn, Ich warte auf dich an meinem Grab. Komm!“ Sofort nahm ich eine Dusche, betete zwei Gebetseinheiten und lief zu seinem Grab. Als ich dort ankam meditierte ich und sagte: „ As-Salam alayka ya jiddee (der Friede sei mit dir O Großvater).“ Alsdann sah ich ihn aus seinem Grab steigen und sich neben mich stellen. Hinter ihm war ein großer Thron, der mit raren Edelsteinen geschmückt war. Er sagte zu mir: „ Komm mit mir und setzt dich mit mir auf den Thron.“

Wie saßen da wie Großvater und Enkel. Er lächelte und sagte: „ Ich bin glücklich mit dir. Die Stufe deines Sheikhs Abdullah al-Faiz ad-Daghestani ist sehr hoch in dem Naqshbandi Orden. Ich bin dein Großvater und ich werde dir jetzt direkt von mir die Kraft, die ich als Erzfürsprecher innehabe, weiterleiten und dich eigenhändig in den Qadiri Orden einweihen.“

Als Sheikh Nazım seine Aufgabe erfüllt hatte, ging er zuvor noch einmal ans Grab Abdul Qadir Jilanis um Aufwidersehen zu sagen. Diesmal erschien ihm Abdul Qadir Jilani in Fleisch und Blut und sagte: „ O mein Sohn. Ich bin sehr glücklich über die Stufen, die du im Naqshbandi Orden erreicht hast. Ich werde deine Einweihung in den Qadiri Orden erfrischen.“ Abdul Qadir Jilani sagte daraufhin: „ O mein Enkel, ich werde dir aufgrund deines Besuchs einige Münze geben.“ Ihn umarmt, gab er ihm zehn Münzen. Diese Münzen stammten aus seiner Zeit. Bis zum heutigen Tage hat Sheikh Nazım diese Münzen aufbewahrt.“

Bevor er gehen sollte, schenkte Sheikh Nazım noch seine jubba (Umhang) als eine Erinnerung seinem Bediensteten. Er sagte zu ihm: „ Ich habe diesen Umhang jederzeit getragen, sei es als Matte zum Schlafen oder als Kleidungsstück beim Gebet und dhikr. Behalte ihn und Gott, Sayyidina Muhammed und alle Meister dieses Ordens werden dich segnen. Der Sheikh nahm den Umhang, küsste ihn und zog ihn an. Sheikh Nazım verließ Baghdad und ging zurück nach Damaskus, Syrien.

1992 besuchte Sheikh Nazım in Lahore, Pakistan, das Grab von Ali Hujwiri. Der Sheikh des Qadiri Ordens lud ihn in sein Haus ein und Sheikh Nazım verbrachte dort die Nacht. Zur Zeit des Fajrs sagte der Sheikh: „ O mein Sheikh, Ich würde Ihnen gerne einen sehr wertvollen Umhang, den wir seit 27 Jahren bewahrt haben zeigen. Er wurde von einem Sheikh des Qadiri Ordens an den nächsten in Baghdad weitergegeben, bis er schließlich uns erreichte. Alle Sheikhs haben ihn beschützt und bewahrt, denn es war der Umhang des Gawth seiner Zeit gewesen.“

„Ein türkischer Sheikh des Naqshbandi Ordens hatte sich in der Moschee und bei dem Grab Abul Qadir Jilanis zurückgezogen. Als dieser Sheikh seine Aufgabe beendet hatte, gab er ihn an den gegenwärtigen Qadiri Sheikh, der ihm während der Abgeschlossenheit gedient hatte. Jener Qadiri Sheikh befahl seinen Nachfolgern, bevor er starb, auf diesen Umhang aufzupassen, weil wenn einer ihn getragen hatte, er von jeglicher Krankheit geheilt wurde. Jeder Suchende auf dem Weg zur göttlichen Gegenwart, der sie getragen hatte, wurde ganz einfach auf hohe Stufe der Vision befördert.“

Er öffnete den Schrank und entschleierte den in Glass umhüllten Umhang. Er öffnete die Hülle und nahm ihn heraus. Sheikh Nazım lächelte. Der Sheikh fragte ihn: „ Was ist mein Sheikh?“ Sheikh Nazım sagte: „ Das freut mich sehr. Dies ist der Umhang, den ich dem Qadiri Sheikh am Ende meiner khalwat gegeben hatte.“ Als der Sheikh dies hörte, küsste er die Hand von Sheikh Nazım, bat ihn, seine Einweihung in den Qadiri Orden zu erneuern und zusätzlich in den Naqshbandi Orden eingeführt zu werden.

Viele Male wurde Sheikh Nazım befohlen, sich für einen Zeitraum von 40 Tagen oder bis zu einem Jahr von dieser Welt abzuschotten. Zudem unterschied sich der Grad des sich Zurückziehens: Manchmal war überhaupt kein Kontakt erlaubt, oder nur ein kleiner Zeitraum, um die täglichen Gebete in Gemeinschaft zu beten. Einige Male wurden ihm auch längere Aufenthalte erlaubt z.B. für Zusammenkünfte, bei denen gepredigt und dhikr rezitiert wurde. Viele Male zog er sich in der Stadt des Propheten zurück.

Niemandem zuvor war es erlaubt worden, sich zusammen mit seinem Sheikh einzuschließen. Dies wurde mir in Madinah al-Munawwara gewährt. Es war ein sehr alter Raum in der Heiligen Mosche des Propheten . Dort gab es ein Fenster und eine Tür. Als mein Sheikh den Raum betrat, war das erste was er tat, das Fenster zu barrikadieren. Er gab mir die Erlaubnis die fünf obligatorischen Gebete in der Moschee des Propheten zu beten. Mein Sheikh befahl mir Nazar bar Qadam (Beobachtung des Schrittes) zu praktizieren, während ich zur Moschee lief. Durch das Disziplinieren und Kontrollieren des Blickes, soll man sich von allem Lösen, so dass es nur noch Gott, den Allmächtigen und Erhabenen, und seinen Propheten für dich gibt.

Mein Sheikh hatte während dieser Zeit nie geschlafen. Ein Jahr lang, habe ich ihn nicht einmal schlafen gesehen. Noch hat er Essen angefasst. Jeden Tag wurde uns Linsensuppe und ein Stück Brot gegeben. Er würde mir immer seinen Anteil abgeben und nur Wasser trinken. Ansonsten verließ er nie den Raum.

Tag für Tag, Nacht für Nacht würde mein Sheikh mit dem Licht einer Kerze den Quran lesen, dhikr rezitieren und seine Hände für das Gebet erheben. Seine dua (Gebete) dauerten Stunden und nie ähnelte das eine dem anderen. Manchmal war ich nicht im Stande die Sprache zu verstehen die er im dua verwendete, denn es war die Sprache der Himmel. Ich konnte seine duas nur aufgrund der Visionen und Inspirationen erahnen, die in meinem Herz geweckt wurden.

Hätte ich nicht für die Gebete den Raum verlassen dürfen, so wüsste ich nicht ob gerade Tag oder Nacht wäre. Großsheikh sah für ein ganzes Jahr kein Tageslicht, sondern nur das Licht der Kerzen.

Durch diese Übungen erreichte ich verschiedene Stufe der Spiritualität. Eines Tages hörte ich ihn sagen: „ O Gott gewähre mir die Kraft der Fürsprache von der Kraft die Du Deinem Propheten gewährt hast, um für alle Menschen am Tage des Gerichts Fürsprache zu erheben und sie in Deine göttliche Gegenwart emporzuheben.“ Während er das sagte, sah ich in einer Vision den Tag des Gerichts, und Gott, der Allmächtige und Erhabene, auf Seinen Thron herabsteigen und über die Leute urteilen. Der Prophet war zur Rechten der Göttlichen Gegenwart. Großsheikh war zur Rechten des Propheten und ich war zur Rechten Großsheikhs.

Nachdem Gott sein Urteil gesprochen hatte, autorisierte Er Seinen Propheten mit der Fürsprache. Nachdem der Prophet seine Fürsprache beendet hatte, befahl er Großsheikh seinen Segen zu verteilen und die Menschen mittels seiner ihm verliehenen spirituellen Kraft emporzuheben. Die Vision endete mit folgenden Worten meines Großsheikhs: „ Alhamdulillah, Alhamdulillah, Nazım Effendi, Ich habe die Antwort bekommen.“

Es folgten immer mehr Visionen. Eines Tages als ich vom Fajr Gebet zurückkehrte, sagte er: „ Nazım Effendi, Schau!“ Wohin sollte ich schauen, oben, unten, rechts oder links? Mein Herz sagte mir, ich solle sein Herz betrachten. Sobald ich auf sein Herz schaute, spielte sich eine große Entschleierung vor meinen Augen ab und ich sah Sayyidina Abdul Khaliq al-Ghujdawani in seinem Körper erscheinen und zu mir sagen: „ O mein Sohn, dein Sheikh ist einmalig. Keine Person wie er ist zuvor auf diese Welt gekommen.“ Dann lud er Großsheikh und mich ein mit ihm mit zu kommen.

Umgehend befanden wir uns zusammen mit Sayyidina Abdul Khaliq auf einem anderen Ort dieses Planeten. Er sagte: „ Gott, der Allmächtige und Erhabene, hat mir befohlen zu diesem Felsen zu gehen.“ Wir folgten ihm zu jenem Felsen. Er fügte hinzu: „ Er forderte mich auch auf, auf den Stein einzuschlagen.“ Als er auf ihn einschlug schoss mit einer unglaublichen Kraft Wasser hervor, in einer Weise wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. Sayydina Abdul Khaliq teilte uns mit: „ Wasser wird von diesem heutigen Tag an von hier herauskommen und das wird so bis zum Tage des Gerichts so bleiben.“

Weiter erklärte er uns: „ Gott der Allmächtige schafft aus jedem Tropf des Wassers einen Engel aus Licht, der Ihn bis zum Tage des Gerichts lobpreisen wird. Und mir trug Er auf: „ O mein Diener, Abul Khaliq al-Ghujdawani, deine Aufgabe ist, jedem Engel seinen Namen zu geben. Du darfst aber keinen Namen zweimal verwenden. Jedem musst du einen anderen Namen geben und ihr Lobpreisen zählen. Dann wirst die Belohnung ihres Preisens unter den Gefährten des Naqshbandi Pfades verteilen. Ich vertraue dir nun diese Aufgabe an.“ Die Vision endete. Ich fühlte mich so sehr zu Sayyidina Abdul Khaliq al-Ghujdawani hingezogen und war so sehr von seiner unglaublichen Aufgabe beeindruckt.

Es erschienen noch mehr Visionen. Am letzten Tag, nach dem Fajr Gebet, hörte ich von Draußen ein Gejammer. Ich hörte eine sehr laute Stimme und viele kleinere wie die vieler kleinen Kinder. Dieses Geweine hörte nicht auf, aber ich konnte nicht rausgehen und schauen was los war, da ich keine Erlaubnis dazu hatte. Das Gejammer wurde von Stunde zu Stunde immer schlimmer. Dann schaute Großsheikh auf mich und sagte: „ Nazım Effendi, weißt du wer da draußen herumkreischt?“ Obwohl ich wusste das es kein Geschrei menschlichen Wesens war, antwortete ich: „ O mein Sheikh, Sie wissen es am besten.“ Er sagte: „ Das ist Iblis (Satan) und seine Armee. Weißt du warum sie weinen?“ Ich entgegnete: „ O mein Sheikh, Sie wissen es besser.“ Er erwiderte: „ Satan teilte gerade seinen Leute mit, dass zwei Menschen auf dieser Erde nunmehr aus der Kontrolle ihrer Klauen entkommen sind.“

Dann sah ich in einer Vision, dass Satan und seine Armee von einer himmlischen Kette gefesselt worden waren, so dass sie sich uns nicht nähern konnten. Die Vision endete. Dann sagte Großsheikh: „ Alhamdulillah, der Prophet ist glücklich mit dir und auch ich bin glücklich mit dir.“ Dann legte er seine Hand auf mein Herz und ich sah den Propheten , die 124,000 Propheten, die 124,000 Gefährten, die 7,007 Naqshbandi Sheikhs, die 313 erhabenen Sheikhs, die fünf Qutubs und den Gawth. Alle beglückwünschten mich und jeder überlieferte ihr göttliches Wissen in mein Herz. Von ihnen erbte ich die Geheimnisse des Naqshbandi Ordens und die Geheimnisse der anderen 40 Orden.

Von seinen Wundern

1971 war Sheikh Nazım während den Monaten Rajab, Shaban und Ramadan in Zypern, so wie er es immer gepflegt hatte. Eines Tages erreichte uns im Shaban ein Anruf vom Flughafen in Beirut, es war Sheikh Nazım, der uns mitteilte, wir sollen ihn abholen. Wir waren überrascht, dass er gekommen war, da ihn niemand erwartet hatte. Er erklärte uns: „ Der Prophet hat mir befohlen heute zu euch zu kommen, weil euer Vater sterben wird. Ich bin gekommen, um ihn zu waschen, ihn in sein Leichentuch einzuhüllen und ihn zu begraben, dann werde ich wieder nach Zypern zurückkehren.“ Er sagte: „ Das ist was mir aufgetragen worden war.“ Er schien sich absolut sicher über dessen Tod und da wir gelernt hatten anzunehmen was der Sheikh gesagt hatte, gaben wir uns seinem Willen hin.

Wir sollten die Familie zusammenbringen, damit sie unseren Vater zum letzten Mal sehen konnten. Wir glaubten ihm und brachten somit die ganze Familie zusammen. Jeder war überrascht und manche glaubten es nicht, als wir sie anriefen: Manche kamen, manche nicht. Mein Vater hatte nichts geahnt und dachte die ganze Verwandtschaft würde nur kommen, um ihm einen Besuch abzustatten. Es war gerade viertel vor Sieben. Sheikh sagte: „ Ich muss jetzt hoch zu eurem Vater und für ihn aus dem Quran YaSin ash-Sharif rezitieren, während er diese Welt verlässt.“ Er ging hoch in die Wohnung unseres Vaters. Mein Vater begrüßte ihn an der Tür und fragte: „ O Sheikh Nazım, es ist schon lange her, dass wir Sie Quran lesen gehört haben. Könnten Sie nicht...?“ Dann begann Sheikh Nazım den Kapitel des Qurans YaSin ash-Sharif zu rezitieren. Gerade er als sein Lesen beendet hatte, schlug die Uhr Sieben. Mein Vater schrie: „ Mein Herz, Mein Herz!“ Wir legten ihn hin, mein Bruder und meine Schwester, die beide Doktoren waren, kamen reingerannt umzuschauen was los war. Sein Herz fing an zu rasen und innerhalb weniger Minuten machte er seinen letzten Atem.

Jeder blickte auf Sheikh Nazım mit Ehrfurcht und Staunen. „ Wie konnte er das wissen?“ wunderten wir uns. „ Er ist nur aus diesem Grund aus Zypern hierher gekommen? Was für ein Heiliger ist er? Wie konnte er die Zeit so genau wissen? Was für Geheimnisse trug er in seinem Herzen? Was für ein vollkommener Heiliger ist er, der Sachen weiß, die andere nicht einmal erahnen können?“

Das Geheimnis, das er mit sich trägt, ist die Folge der Liebe und Barmherzigkeit Gottes für ihn. Gott begnadigte ihn mit dieser Kraft und dem Wissen, weil er seine Wahrhaftigkeit, seine Frömmigkeit und seine Loyalität gegenüber Gottes Religion immer gewahrt hatte, all seine Pflichten und Gebete einhielt und Seinen Heiligen Quran ehrte. Er ist wie alle Heiligen des Naqshbandi Ordens vor ihm, wie alle Heiligen der anderen Orden vor ihm, er ist so wie es seine Großväter Sayyidina Abdul Qadir Jilani und Sayyidina Jalaluddin Rumi waren und er ist so wie Muhyiddeen Ibn Arabi war, die allesamt den Traditionen folgten und sie seit 1400 Jahren bewahrt hatten.

Zwei Gefühle erfassten uns. Einerseits trauerten wir um unseren Vater, andererseits waren wir glücklich mit unserem Meister für das, was er für unseren Vater getan hatte. Dass er gekommen war um für unseren Vater bei seinem letzten Atem zu sorgen, werden wir nie vergessen, es war ein gesegnetes Wunder, das mit Worten der Lichts vorherbestimmt worden war. Er wusch ihn mit seinen heiligen Händen, bedeckte ihn mit dem Leichentuch und begrub ihn. Seine Aufgabe erfüllt, nahm er ein Flugzeug nach Zypern und flog noch am gleichen Tag zurück.

Was sind das für Gefühle und Emotionen mit denen ein Herz versehen wird, während er solche Geschehnisse vor seinen Augen beobachtet, Geschehnisse die sein Verstand weder erfassen noch sich vorstellen können. Ein Stift kann solche Gefühle nicht beschreiben. Wir können nur eins sagen: Das ist die Wahrheit, das ist was geschehen ist. Es ist eine Wahrheit, die durch mystische Kräfte in Erscheinung tritt, eine unglaubliche Kraft, die einer Person gewährt werden kann, wenn man mit der Liebe von dem Göttlichen begnadet wurde. Durch diese Liebe werden so jemandem aus dem Göttlichen Weisheiten und Spiritualität geschenkt. Es wird ihm alles gegeben. Er wird die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft kennen.

Einmal besuchte Sheikh Nazım den Libanon für zwei Monate während der hajj (Pilgerreise) Saison. Der Gouverneur Tripolis, Libanon, Ashar ad-Daya, war der Führer des offiziellen Konvois in die hajj. Er lud Sheikh Nazım ein, ihn bei der hajj zu begleiten. Der Sheikh sagte: „ Ich kann nicht, aber Insha-Allah, werde ich dich dort treffen.“ Der Gouverneur bestand darauf: „ Solltest du gehen, bitte geh mit mir! Nicht mit jemand anderen.“ Sheikh Nazım antwortete: „ Ich weiß noch nicht ob ich gehen werde oder nicht.“ Nachdem die hajj Saison zuende war, und der Gouverneur zurückgekommen war, rannte er zum Haus, wo Sheikh Nazım blieb. Vor 100 Leuten während ihn jeder beobachtete, sagte er: „ O Sheikh Nazım, warum Sind sie mit jemand anderem gegangen, warum sind Sie nicht mit mir gegangen?“ Alle sagten: „ Der Sheikh ist nicht auf hajj gegangen. Seit zwei Monaten war er immer mit uns gewesen und wir bereisten den Libanon.“ Er erwiderte: „ Nein! Er war auf hajj. Ich habe Zeugen. Gerade verrichtet ich den rituellen Umlauf um die Kaaba (tawaf) und Sheikh Nazım kam zu mir: ’O Ashar, bist du auch hier?’ Ich antwortete: „Ja, mein Sheikh.“ Dann liefen wir zusammen weiter. Wir verbrachten die Nacht zusammen in einem Hotel in Mekka. Er blieb auf Arafat in unserem Zelt. Er war mit mir in Mina, und blieb dort mit uns für drei Tage. Dann sagte er zu mir: „ Ich muss nach Medina gehen, um den Propheten zu besuchen.“

Als er diese Geschichte erzählte, beobachteten wir sehr aufmerksam Sheikh Nazım, von dem wir wussten, dass er uns nie verlassen hatte. Wir sahen sein einmaliges Schmunzeln, als ob er gleich sagte: „ Tja, das ist die Kraft, die Gott seinen Heiligen schenkt. Wenn sie auf Seinem Weg gehen, wenn sie Seine göttliche Liebe und Seine göttliche Gegenwart erreichen, wird Gott ihnen alles geben.“

Als er das erkannte, sagte der Gouverneur: „ O mein Sheikh, was ist das für eine wundervolle Eigenschaft, die Sie uns gezeigt haben? Das ist unglaublich. In meinem ganzen Leben habe ich nichts Vergleichbares gesehen. Ich bin Politiker, ich vertraue meinem Verstand. Doch muss ich zugeben, dass Sie keine normale Persönlichkeit sind, Sie haben übermenschliche Kräfte. Es muss etwas sein mit dem Sie Gott höchst Persönlich geschmückt hat!“ Er küsste die Hand des Sheikhs und bat um die Einweihung in den Naqshbandi Orden. Wann immer Sheikh Nazım in den Libanon kam, würde der Gouverneur und Premierminister Libanons seine Zusammenkünfte besuchen. Bis zum heutigen Tage, sind deren Familien und viele Libanesen seine Anhänger.

Quelle: http://sufi-zentrum-berlin.de/

 
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