Sufizentrum Braunschweig
  Goldene Weisheiten
 


Goldene Weisheiten





Die Stufe der Einheit
“Sie zeugt der Auslöschung aller Dinge außer Ihm. Man unterscheidet drei Kategorien:
  1. Die Einheit der Essenz (Tawhid adh-dhat): Dies bedeutet, dass Seine Essenz sich nicht aus mehreren Teilaspekten zusammensetzt. Es gibt nichts, dass seiner göttlichen Essenz gleicht.
  2. Die Einheit Seiner Attribute (Tawhid as-siffat): Hierdurch kommt zum Ausdruck, dass der Allmächtige Herr keine zwei Attribute für ein und dieselbe Sache hat. So besitzt er zum Beispiel keinen zweiten Willen oder Absicht. All Seine Attribute sind einzigartig.
  3. Die Einheit Seines göttlichen Wirkens (Tawhid al-afal): Er ist gemäß Seinem eigenen Wunsch und Willen der Schöpfer aller Dinge. Die Schöpfung entsteht als eine Reflektion seines Wesens und Seines Wirkens. Folglich, ist Sein Wirken eine Gabe für Seine Diener.”

“Ist die Liebe des Liebenden wahrhaftig so sollte er gegenüber Ihm Respekt und rechtes Verhalten wahren.”

“Die höchste Gewissheit der Wahrheit ist dann, wenn der Sheikh vor deinen Augen die göttliche Gegenwart lobpreist und alles außer dem Herrn sich auflöst.”

“Die folgenden sind die gefährlichsten und giftigsten Schlangen: gegenüber den Menschen nicht tolerant und ungeduldig zu sein; sich untrennbar an schlechte Gewohnheiten festgeklammert zu haben; und vom Ego kontrolliert zu werden.”

“Von dieser Welt geehrt zu werden gleicht einer Demütigung. Wohingegen das Erlangen des Hiernach eine wahre Ehrung ist. Ich bin erstaunt darüber, wie so manche Menschen die Demütigung der Ehrung vorziehen.”

“Eröffnete der Allmächtige die Essenz Seiner göttlichen Liebe, so schmolz die ganze Schöpfung dahin.”

“Wir sollten auf die folgenden Punkte sehr viel Wert legen: Über Gottes heilige Verse und Zeichen nach zu sinnen, welches in uns die Liebe hervorruft; Uns an seine Versprechungen zu erinnern, welches in uns die Sehnsucht erwecken wird; und stets seine Ermahnungen im Gedächtnis zu behalten, welches das Mittel zur Frömmigkeit ist.”

“Der Herr sagte: ‘Wer mit uns geduldig ist, wird uns erreichen.’“

“Ist das Gottesbewusstsein im Herzen aufgeblüht, so wird die Zunge niemals etwas unnutzes sagen.”

“Einmal sah Junayd den Iblis (Satan) in einer Vision. Er war nackt. Junayd schimpfte zu ihm: „O du Verfluchter, schämst du dich denn nicht nackt vor den Menschen zu erscheinen?“ Er erwiderte: „O Junayd, warum denn? Die Menschen haben doch auch kein Schamgefühl mehr unter sich selbst.“

“Entgegne den Suchenden auf Gottes Wege mit Aufrichtigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Nachsicht. Überfalle ihn nicht gleich mit deinem Wissen. Denn das Wissen könnte ihn am Anfang abschrecken, wohingegen er durch deine Nachsicht sich dir hingezogen fühlen wird.”

“Ein Suchender ist derjenige, der sein Herz von allem gelöst hat und nur noch am Kleid Gottes festhält. Ewig befindet solch einer in der göttlichen Gegenwart und erfüllt dennoch all seine alltäglichen Pflichten. Das Licht Gottes hat sich auf sein Herz gebrannt und den Durst nach dem Nektar der Rosen erweckt und alle Schleier von seinen Augen gelöst, sodass er seinen Herrn schaut. Öffnet er seinen Mund, so geschieht es auf Befehl der göttlichen Gegenwart. Bewegt er sich, so auf Befehl des Herrn. Und findet er Ruhe, so ist es eine Manifestation der göttlichen Attribute ihn ihm. Er ist in der göttlichen Gegenwart und mit Gott.”

Sufismus (Tasawwuf)
Der Sufi ist jener, der allen Pflichten, mit denen Gott den Propheten versehen hatte, nachgeht und einen Zustand der Vollkommenheit anstrebt, welche die Gotteskenntnis ist.

Sufismus ist die Reinheit des Voranschreitens in die göttliche Gegenwart. Seine Essenz ist die Abkehr vom Materialismus.

“Durch den Sufismus wird der Seelenzustand erkannt, sei er gut oder schlecht. Ist seine Seele betrübt, so lernt er sie zu reinigen, so dass er schließlich in die göttliche Gegenwart reisen kann. Die Früchte dieses Vorgangs wird die Weiterentwicklung des Herzens sein: die unmittelbare Erfahrung der Gotteskenntnis; die Errettung im nächsten Leben; der Wohlgefallen des Herrn; das Erlangen der ewigen Glückseligkeit; die Erleuchtung, so dass sich ihm Wissen und Zustände offenbaren, derer die meisten in Unwissenheit sind.“

“Sufismus ist keine festgesetzte Form des Gottesdienstes, sondern es bedeutet die Hingabe des Herzens gegenüber seinem Herrn. Diese Hingabe bezeugt die Erfüllung aller Gebote Gottes in jeder Lebenssituation, in der man sich auch gerade befinden mag. Das ist ein Grund warum die Sufis stets die Fahne des Islams hissten. Islamische Gelehrte müssen sich der Fortbildung durch den Sufismus unterziehen.”

“Die Sufis definierten den Begriff tasawwuf gemäß ihres eigenen Erfahrungsgrades und der Zeit, in der sie lebten. Shah Naqshband sagte: „Unser Weg ist die Zusammenkunft und in diesem Zusammensein liegt Gutes.“ Großsheikh Bayazid al-Bistami beschrieb: „Es bedeutet Gegensätze dulden zu können.“ Großsheikh Abd Allah ad-Daghestani sagte: „Es ist die Abkehr vom Zorn.“ Auch sagte er einmal bezüglich der Anfänger: „Es bedeutet mit dem ständigen ‚warum?’ aufzuhören.“ Daraufhin wurde Sheikh Nazım um seine Definition gefragt, woraufhin er aus Demut und Respekt antwortete, er könnte keine geben. Anstelle sagte er: ‘Wir sind Diener und Anhänger dieser großartigen Persönlichkeiten und unsere Hoffnung ist es, dass sie uns als solche annehmen mögen!’“

“Einmal jedoch definierte er tasawwuf als „den Fuß im Schuh“, welches bedeutet ohne Widerwillen alle Dinge gemäß ihrer Bestimmung zur rechten Zeit am rechten Ort zu platzieren. Das Ungleichgewicht beschrieb Sheikh Nazım als das Platzieren einer Sache an einem Ort wo es sicherlich am wenigsten hingehört. Folglich fordert der tasawwuf die höchste Form des Gleichgewichts und der Harmonie. Imam al-Qushayri verkündete in seiner Exegese namens Lataif al-Maarif, wem immer es gelinge seinen Blick stets auf die richtige Stelle zu richten, dem werde die Gotteserkenntnis gewährt sein.”

„Ein-Teil-Sein“ (Wahdat al-Wujud)
“Keines der Sufi Pfade erklärte dies jemals zu ihrer Glaubensdoktrin. Jene die behaupten ein Teil des Absoluten Wesens (al-wujud al-mutlaq) zu sein, sind lediglich solche, die neben Seiner Existenz ihre eigene Existenz beanspruchen wollen, und somit Polytheismus (shirk) betreiben! “

Göttliche Namen und Attribute
“Die Manifestation (al-tajalliyat) entspringt viererlei: der göttlichen Essenz, der göttlichen Attribute, der göttlichen Namen und des göttlichen Wirken. Der Name der Reinen Essenz (al-dhat al-baht) ist Hu (Er) wohingegen der Name Allah die Zusammenfassung (jami) aller Namen und Attribute bildet. Jedes Geschöpf ist die Manifestation eines Namens oder ist unter der Vormundschaft eines göttlichen Namens, das durch das Geschöpf widergespiegelt wird. Folglich gibt es kein Geschöpf noch einen einzigen Augenblick, der auch nur einem anderen gleicht.

Aus der Reinen Essenz treten die Namen und Attribute hervor, währenddessen die Universen durch das Wirken entstehen. Er jedoch offenbart sich nie, denn Er ist al-Samad – der Absolute, der durch Sich Selbst ist, von Dem alles abhängt, und durch Den mittels dieser Seiner Eigenschaft (Samadiyya) die Universen in Erscheinung treten. Daher ist es auch für das winzigste Atom unmöglich frei von Seiner Eigenschaft zu existieren.”

Unterscheidung des Schöpfers von Seinen Geschöpfen
Die ganze Schöpfung stammt vom Ozean der Macht (al-qudra) und erscheint als eine Manifestation des göttlichen Wirkens. Die Schöpfung ist niemals ein Teil des Schöpfers – niemals! „Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt.“ (112:3) Dieser Vers zeigt, dass Er niemals von Seiner Essenz, noch etwas von Sich Selbst (min dhatihi), gegeben hat und, dass Ihm niemals etwas von irgendjemandem gegeben worden ist. „Sein Befehl ist nur, wenn Er ein Ding will, dass Er zu ihm spricht ‚Sei!’ und es ist.“ (36:82) Folglich gehört alle Existenz dem göttlichen Befehl an. Sie treten aus dem Ozean der Macht gemäß Seiner Bestimmung, Seiner Zuweisung und Seinem Zeitpunkt hervor. Wann immer Er es wünscht, kehren sie dann wieder in den Ozean der Macht zurück und verschwinden – wo bleibt nun das „Ein-Teil-Sein“ oder die Inkarnation? Niemals! Und Gott ist unsere Zuflucht.

Die Ehre der Kinder Adams
Es wurde dem menschlichen Wesen gewährt riesige Schöpfungen zu sehen und etwas von ihrer Endlosigkeit zu erfahren. Das Geheimnis des göttlichen Stellvertreters (al-khalifat al-rabbaniyya) schlummert im Menschen, durch welches die Seele befähigt wird den ganzen Kosmos zu durchreisen, an Orte zu gelangen, die selbst den Engeln verboten sind. „Und wahrlich, wir ehrten die Kinder Adams und trugen sie zu Land und Meer und versorgten sie mit guten Dingen und bevorzugten sie hoch vor vielen Unserer Geschöpfe.“ (17:70)

Das Licht des Glaubens: Der Verstand im Herzen
Die Wissenschaft hat erkannt, dass auch die kleinsten Teilchen ungeheure Kraft in sich tragen, wie zum Beispiel die Atomkraft. Und im menschlichen Geist (aql) ist ein winziger Atompunkt. Manche sagen er befinde sich im Gehirn, manche im Herzen: das letztere ist das Vorzuziehendere, denn das Herz ist der Sultan. Jener Atompunkt von Licht ist im Stande alles festzuhalten, was wir gesagt haben und den Herrn zu erkennen. Würden wir jedoch die weisesten - und vielleicht weißgewordensten - Philosophen und Denker versammeln, so werden sie niemals im Stande sein, dies zu erkennen, denn selbst die Welt könnte diesem Geheimnis nicht standhalten.

Die Goldene Kette ist der Erbe aller anderen Sufi Orden
Sheikh Nazım erzählte, dass einer einmal seine große Verwunderung über den lichtvollen Antlitz der Naqshbandis bei ihm zum Ausdruck brachte: „Wo bekommen die Naqshbandis bloß dieses Licht her?“ Sheikh Nazım erklärte: „Es ist das Licht ihrer Sheikhs und ihres Erbes, das sie uns hinterlassen. Sie haben sich hingegeben und wir empfangen. Dieses Licht ist also die Manifestation ihrer Hingabe.“

Die Kraft der Shahada und der Surat al-Fatiha
Es kann nicht sein, dass auch wenn selbst ein Ungläubiger die Fatiha rezitiert, er auch nicht sogleich dessen Segen im nächsten Leben empfangen wird. Wer „la ilaha ill-Allah“ auch nur einfach mal so aufgesagt hat, wird die Belohnung dafür bekommen, denn der Prophet verkündete: „Wann immer der Gläubige die Glaubensbekenntnis rezitiert, so erschafft der Herr einen Engel der Seine Herrlichkeit bis zum Tage des Gerichts lobpreisen wird. Und die Belohnung dieser Rezitation wird dann jenem Diener geschenkt werden!“

Es wird von al-Numan ibn Bashir berichtet, der Prophet habe gesagt: „Was immer ihr zu Ehren eures Herrn rezitiert –Tasbih, Tahlil, Tahmid. Es wird sich um den göttlichen Thron versammeln und solch Brummen hervorrufen wie das der Bienen im Bienenstock. Schließlich wird jenem, der anfangs den Lobpreis rezitiert hat, die ganze Belohnung gegeben werden. Wünscht sich denn nicht ein jeder von euch einen Boten für euch am göttlichen Throne?“ Al-Mundhiri sagte in al-Targhib: „Ibn abi al-Dunya, Ibn Majah und al-Hakim überlieferten es, der letztere erklärte die Überlieferung gemäß der Richtlinien des Muslims als gesund.“ Ein weiterer Beweis ist die hadith von Malik ibn Dkhshum, der als ein Heuchler galt, aber über den der Prophet sagte: „Niemand bekennt die Einheit Gottes und mein Prophetentum ohne dass er auch sogleich vorm Höllenfeuer bewahrt wird.“ Anas war so glücklich mit diesen Worten, dass er seinen Sohn schnell losschickte, er möge sie niederschreiben. Man findet sie in Salih Muslim wieder.

Als man Sheikh Nazım auf die Vorbedingungen solch einer Rezitation verwies, sagte er: “Was ist mit dem, der aus Versehen Gift zu sich nimmt? Bleibt er davon unberührt? Es gilt dasselbe für den, der die Gotteserinnerung rezitiert, sei es bewusst oder unbewusst. Und wenn so großer Lohn bereits bei der Shahada der Fall ist, was denkt ihr dann was wohl bei der Fatiha so alles geschieht– die Mutter des Buches und die Essenz des Heiligen Quran?”

Die Größe und Majestät des Allmächtigen Herrn
“Wahre Größe gebührt dem Herrn! Gott ist der Erhabene. Kein Wort kann jemals Seine wahre Größe beschreiben, sie ist einmalig. Der Herr ist Einer und ihm gleich ist keiner.”

“Es heißt, es gebe 10,000,000 Galaxien in diesem Universum. Vielleicht 100,000,000 Galaxien. Glaubst du der Raum enthalte 100,000,000 Galaxien? Was meinst du? Noch mehr? Eine Milliarden? Dies ist der Raum und der Raum ist riesig, aber der Raum ist nicht Gott. Gott ist Gott. Was denkst du, mit wie vielen Galaxien könntest du den Raum füllen? Wenn das Geschöpf des Herrn, und zwar der Raum, so unbegreiflich endlos ist, was ist dann wohl erst die Größe des Herrn?”

“Was ist mit dem Mittelmeer? Trocknete er aus, könntest du ihn dann wieder mit einem Becher nachfüllen? Wie viel Becher bräuchtest du? Vom Atlantik, dem Pazifik oder dem Indischen Ozean einmal abgesehen. Ich meine nur das Mittelmeer. Könntest du es füllen? Es nicht leeren, sondern füllen. Was meinst du, bist du im Stande dazu?”

“Glaubst du, dass Milliarden, Billiarden, Trilliarden Galaxien – jedes dieser mit seiner eigenen gigantischen Größe – jemals den Raum füllen könnten. Selbst unendlich viele Galaxien, die in diesem endlosen Raum schwimmen, tauchen letztendlich in der Dunkelheit unter. Sie würden nichts als nur einziges winziges Lichtfleck ausmachen.”

“Es ist eine wertvolle Gabe für die Kinder Adams über dies nachzusinnen. Es ist eine Ehre, die uns gewährt wurde. Der Allmächtige Herr sagt nämlich „Wir ehrten die Kinder Adams.“ (17:70) Allein der bloße Gedanke an die Unendlichkeit ist Ehre.”

Der Mensch als Stellvertreter auf Erden
“Der Allmächtige Herr hat Adam zu seinem Stellvertreter auf Erden erkoren. Offenbarte der Herr die Ehrung, die Er Adam als Sein Stellvertreter zugewiesen hatte, in seiner vollen Pracht, so hätte sich sicherlich auch Satan vor ihm niedergebeugt. Da jedoch die Welt solch göttliche Erscheinung, weder ertragen noch auf sich tragen könnte, verminderte Gott Adams Wesen auf dieser Erde auf nur ein Strahl des Lichtes seines wahren Seins. Allein durch dieses Licht strahlte unser Meister Adam schon wie die Sonne. Jedoch reichte es nicht aus den Satan zu ergeben. Möge Gott uns vergeben.”

“Heute sprechen sie über Gott und Seinen Stellvertreter, dem Menschen. Wer bist denn schon du, der du behauptest etwas zu sein. Wie kannst du sagen du bist ein Teil seiner Einzigartigen Existenz (Wahdat al-wujud)? Das ist Unwissenheit. Wo bleibt dein wahres Wesen (Wujud Haqqani)? Wo ist deine Existenz? Dennoch kann man dem Menschen nicht vorwerfen, dass er von sich behauptet etwas zu sein. Denn der Herr ehrte den Menschen mit Größe als er verkündete: „Und als dein Herr zu den Engeln sprach: ‚Siehe, Ich will auf der Erde einen einsetzen an Meiner statt.’“ (2:30) Und niemand kennt die wahre Stellung ein Stellvertreter des Herrn zu sein.”

Unwissenheit ohne Grenzen
“Was man nicht weiß ist grenzenlos, wohingegen das, was man weiß beschränkt ist.” (al-majhul bila nihaya wal-malum ila nihaya.)

“Die Vervollkommnung des Menschen sind wahre Wunder!” (kamalatu-l-insan ajaib.)

“Äußerlich scheint der Mensch abgeschnitten, in Wirklichkeit jedoch ist er stets verbunden.” (al-insanu zahiruhu munfasil wahuwa haqiqatan muttasil.)

Ibn Arabis Quell des Wissens
“Sheikh Muhiyiddin schrieb gemäß seiner spirituellen Offenbarungen und so konnte es manchmal sein, dass er nicht verstand, was er aufzeichnete. Er berichtete aus den drei Gegenwarten (hadarat). Zum einen aus der göttlichen Gegenwart – und von dort empfing er das Wissen, dass er nicht verstand, aber dennoch niederschrieb, auf dass spätere Generationen davon profitieren konnten. Und zum anderen die Gegenwart der Propheten und schließlich der Heiligen. Manchmal schrieb er in einem Zustand nahe der Bewusstlosigkeit und erzählte vom Wissen, dass erst später verstanden werden sollte und konnte. “

Respekt gegenüber dem Geheimnis eines jeden Geschöpfes
“Einmal lief ich zusammen mit Großsheikh Abd Allah. Wir gingen gerade aufwärts von der Sheikh Muhyiddin Ibn Arabi Moschee auf dem Qasiyun nach Hause. Dabei stieß ich mit meinem Fuß einen Stein beiseite, der mitten auf der Straße lag und über den jemand hätte stolpern können. Großsheikh schimpfte daraufhin: ‘Tu das nie wieder. Dieser Stein ist ein Geschöpf des Herrn und alle seine Geschöpfe existieren durch Sein Licht. Warum hast du aus Respekt vor diesem Licht dich nicht niedergebeugt und den Stein mit deiner Hand aufgehoben.’“

Dann erzählte Großsheikh eine Geschichte des berühmten Sufi Poeten und Meister, Jalaluddin Rumi, der mit seinen Schülern einst entlang einer Straße in Konya lief, als sich ein Mönch näherte. Aus Demut vor Rumi verbeugte sich sogleich der Mönch, woraufhin sich Rumi noch mehr vor ihm verbeugte. Seine Schüler wunderten sich, wie sich ihr Meister angesichts einem Mönchen verhielt. Rumi antwortete: „Auch sind wir ihnen in der Demut voraus.“ Dies war eine Aussage für die gemeine Gefolgschaft. Für die Fortgeschrittenen Schüler jedoch bedeutete diese Geste: „Er verbeugte sich aus Respekt vor dem Licht, mit dem auch der Mönch, ja jedes menschliche Wesen, von Gott begnadetet worden war, als Er gesagt hatte: ‚Wir ehrten die Kinder Adams.’“ (17:70)

Die Schüler und der Meister
“Man sagte zu Rumi: „Du bist ein ehrenwerter Mann, aber deine Schüler sind alle samt Taugenichtse.“ Darauf erwiderte er: ‘Sucht etwa der Gesunde oder doch der Kranke den Arzt auf?’”

“Die Menschen gleichen Fackeln, die es gilt bei der Sonne anzuzünden und zu erleuchten. Die Gefährten des Propheten lebten zur Zeit der Unwissenheit; dann wurden sie erleuchtet und aus ihnen wurden die vollkommensten Wesen und die Beispiele der Vollkommenheit. Das ist der Grund warum es die großen Führer gibt: um den Menschen wahre Schönheit und Vollkommenheit wiederzugeben.”

“Unser Meister Ahmed al-Rifai al-Kabir sagte zu seinen Schülern: „Seht ihr etwas falsch in mir, so zögert nicht und teilt es mir mit.“ Sie versprachen es ihm. Später sagte einer: „Ich sah etwas Falsches in Ihnen.“ Er fragte: „Was?“ Der Lehrling erläuterte: „Ihr einziger Makel ist, dass sie uns als ihre Gefolgschaft angenommen haben.“ Und so bewahrten sie bewahrten edeb (rechtes und angemessenes Verhalten) vor ihrem Sheikh.”

Erkenntnis ist durch die Abgeschiedenheit

Sheikh Nazım erzählt:
Ein Engländer, gesandt von J.G. Bennet kam zu Großsheikh, bei dem er zuvor Muslim geworden war und sich fortan Muhammed Ali nannte. Er war ein Mann mit vielen Fragen, die er alle vom Morgen angefangen bis spät in die Nacht stellte. Darunter fragte er ihn auch über die Wissenschaft der Physiognomie (al-qiyafa wa al-firasa), um zu erkennen, wo die Stärken seiner Schülers liegen und welcher Weg der geeignete für sie ist. Großsheikh rezitierte eine hadith aus al-Bukahri und Muslim: „Jedem ist das erleichtert für das er erschaffen wurde.“ Daraufhin sagte er: „Die Zurückgezogenheit ist entscheidend für die Betriebsfähigkeit des Herzensapparat (jihaz al-qalb). Es gibt kein Ei ohne den Hahn. Ist der Sheikh kein Sheikh des Verhaltentrainings (sheikh at-tarbiya), so mag es jedoch ein Ei ohne den Hahn geben – in diesem Fall wäre der Sheikh nur ein Sheikh des Segens.“
Als man in fragte, ob die Abgeschiedenheit Früchte trug, wenn man sie auf sein eigenes Verlangen hing beging, antwortete Sheikh Nazım: „Nein.“ Und fügte dann hinzu: „Außer es dient der Läuterung und Selbstbeherrschung.“
Als er über die Methode befragt wurde, wie man das Ego töte, schmunzelte er: „Die Araber benutzen das Schwert, die Engländer haben die Axt, die Franzosen die Guillotine, und die Barbaren erhängen!“ Sprich die Abtötung des Egos geht nur über den physischen Tot.

Einmal schwärmte ein Schüler: „O mein Meister, niemals zuvor habe ich einen Lehrer gesehen, der redegewandter und kenntnisreicher als Sie war!“ Sheikh Nazım erklärte: „Wer sich vierzig Morgen rein seinem Herrn (akhlasa illah) hingibt, von dessen Zunge wird der Quell der Weisheit aufsprudeln.“

Eine authentische hadith überliefert durch Imam Ahmed in dem Buch über die Enthaltsamkeit (al-zuhd), Ibn Shayba in seinem Musannaf und andere mit vielen Überlieferungsketten.

Großsheikhs Abgeschiedenheit in Medina

Der Befehl kam aus der prophetischen Gegenwart, dass Großsheikh sich in Medina al-Munawwara zurückziehen sollte und ein Sheikh aus Aleppo ihn dabei begleiten sollte. Als der Letztere die Nachricht empfangen hatte, erwiderte er: „Das ist doch nur für Anfänger! Was uns anbetrifft, O Sheikh, wir sind schon viel weiter.“ Somit verweigerte er die Gesellschaft der Großsheikhs. Nichtsdestotrotz nahm er Sheikh Nazım an seine Seite und begab sich mit ihm vierzig Tage in die Abgeschiedenheit.

In Damaskus hörten wir vom edlen Sayyid Sheikh Abd al-Qadir al-Jili al-Madani al-Qadiri, der Sohn des Al-Sheikh Muhammed Ahmed al-Mahi al-Bukhari (er war bei seinem Tode 140 Jahre alt), dass Sheikh Mahi Großsheikh in Medina gesehen hatte, als er gerade von der Abgeschiedenheit zurückkehrte und ihm die Hand schüttelte und für ihn betete.

Das Erscheinen des Al-Mehdi
Gelehrte diskutierten, wann wohl Mehdi erscheinen werde und die Welt wieder mit Gerechtigkeit versieht. Sheikh Nazım sagte: “Wir können nicht dulden, dass man dem Herrn nicht mehr gehorcht, dass Nationen leiden müssen, dass die Fahne des Satans noch vier, zwei Jahre oder noch einen Tag länger gehisst wird. Folglich sagen wir jeden Morgen: „Diese Nacht wird er erscheinen“ und jede Nacht beten wir: „Morgen wir er erscheinen.“

Bezüglich der Behauptungen, Mehdi erscheine aus dem Maghreb, kommentierte Sheikh Nazım: „Was sie sagen stimmt nicht. Ist denn der Wissende gleich dem, der nicht weiß.“

Tyrannen
Die Methode der Tyrannen ist, zu verachten und die Menschen zu missachten, bis sie sich ihnen schließlich unterwerfen. Kranke Seele leisten blinden Gehorsam: „Und so machte er sein Volk leichtfertig, dass sie ihm gehorchten; siehe, sie waren ein verderbtes Volk.“ (43:54)

Fragen oder nicht fragen
Der Sheikh wurde gefragt ob sich dem Schüler ziemt, nachzufragen oder zu schweigen und die Antwort durch das Herz zu empfangen. Sheikh Nazım antwortete: „Es könnte sein, dass der Sheikh dem Schüler eine Frage ins Herz wirft, auf dass er sie laut zur Unterhaltung fragt.“

Das Befolgen des Qurans und der Überlieferungen ohne einen spirituellen Reiseführer
Wie können das Buch, die Sunnah und das Arabischwörterbuch allein ein Wegweiser sein? Selbst wenn es viele Betrüger gibt, so gilt es dennoch, den Schatz des wahren spirituellen Wegeweisers zu entdecken. Und wer suchet, der findet!

Göttliche Attribute sind Nachzeichen der Essenz
Großsheikh Abd Allah ad-Daghestani sagte: „Gäbe es nicht die Attribute, so könnte man niemals die absolute göttliche Identität erkennen, denn sie befindet sich in einer ‚dicken Wolke’. ‚Er war in einer dicken Wolke über der und darunter Luft waren.’ Daraufhin erschienen die Attribute Gottes und man erkannte Ihn. Die Namen zeigen die Attribute an. Gäbe es nicht die Namen, so hätte niemand die Attribute gekannt.“

Auch sagte Gott: „Und Wegmarken; und durch die Sterne sind sie (auch) geleitet.“ (16:16) So sind die Attribute die Wegmarken der Essenz, die Namen sind Wegmarken der Attribute, das Wirken ist die Wegmarke der Namen und alle Geschöpfe entstehen durch das Wirken.

Quelle: http://sufi-zentrum-berlin.de/

 
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