Sufizentrum Braunschweig
  35.Jamaluddin al-Ghumuqi
 
 



Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni


Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni war einer jener Vollkommenen, die Gott mit Seinen göttlichen Namen und Attributen bescherte. Er war seines Herrn Schatten auf dieser Welt. Diamanten und wertvollste Edelsteine der Essenz der einzigartigen Einheit zierten sein Herz.

 

Gott erwählte Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni zum Brennpunkt der göttlichen Inspirationen der Geheimnisse hinter den Geheimnissen und ließ ihn zum Schlüssel des Wissensschlosses werden, sodass er der Wohnstätte Seines Lichtes glich. Den Herzen der Suchenden war er Versorger und Mittel für jene, die den göttlichen Worten lauschen wollten. Sein Gewicht auf der göttlichen Wage überwog den wertvollen roten Schwefel. Er war der Garant der Offenbarungen der edelsten und höchsten Geheimnisse. Nichts unterschied ihn mehr von einem Wörterbuch der Sprache des besonderen Wissens; in ihm verbargen sich die Smaragde und Rubine der Taucher seiner See. Ihm sollte die erhabene Aufgabe zuteil werden, das Wissen der Spiritualität und die Religion von neuem zu bekräftigen.

 

Sheikh Jamaluddin verstand die Sprache der Nachtigal und wurde der Menschheit ein Übersetzer der Leidenschaft der göttlichen Liebe. Durch alle Offenbarungen dieses Ordens wurde er geehrt und manifestierte sich in der prophetischen Erscheinung der Wahrheit Muhammeds . Er war ein Meister der Meister, ein Licht der Lichter, ein Wissender der Wissenden und ein Führer dieses Ordens, der als ein Nachfahre der beiden Enkeln des Propheten , Hasan und Husayn das reine Blut des Propheten erbte. Somit wurde ihm die Kraft dieses Ordens durch Abu Bakr as-Siddiq und Ali ibn Abi Talib zuteil.

 

Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni wurde in dem Bezirk Kubu in Ghazikumuk, Daghestan, im Jahre 1203 n.H./1788 n.Chr. an einem Donnerstag dem 16en im Monat Muharrem geboren. Seit Anbeginn seiner Ankunft auf dieser Welt bezeugte er die Wahrheit und befand sich stets in einem Zustand der Offenbarungen und Entschleierungen.

 

Er beherrschte das Wissen der äußeren Form wie auch das der inneren Wirklichkeit. Er sprach mehr als fünfzehn Sprachen, darunter: Arabisch, Persisch, Urdu, Pashtu, Hindi, Russisch, Türkisch, die daghestanischen und kirgisischen Dialekte sowie Armenisch. Und er hatte den ganzen Quran und die 775,000 Überlieferungen auswendig gelernt, sowohl die wahren als auch die falschen.

 

Bezüglich der Heiligen Überlieferungen war er eine Enzyklopädie und hinsichtlich des Quran ein hervorragender Exeget. Auch meisterte er die Rechtswissenschaft und das Studium der Logik. Er war Wissenschaftler, Mathematiker, exzellenter Physiker und ein bedeutender Homöopath. Kurzum, es gab keine Wissenschaft zu seiner Zeit, die er nicht schon inne hatte. Natürlich wurde er auch als einer der großen Sufis geehrt und hatte das Buch namens Adab al-muridiyya fi-t-tariqat an-Naqshbandiyya verfasst.

 

Bereits zu Lebzeiten seines Lehrmeisters galt er als ein Heiliger und als der spirituelle Pol. Vierzig Jahre lang erfüllte er die Aufgaben dieses Amtes. Sein Sheikh, Sheikh Ismail, lehrte ihn alle Arten des Wissens zum Training seiner Schüler. Als noch die beiden anderen Nachfolger des Sheikhs, Khas Muhammed und Sheikh Muhammed Efendi al-Yaraghi, lebten, war er ein Heiliger, der das Geheimnis des Naqshbandi Ordens empfangen hatte. Jedoch sollte er erst mit dem Tode seines Sheikhs, Sheikh Muhammed Efendi al-Yaraghi, mit dem Titel des Meisters begnadigt werden.

 

Er war groß und schlank. Seine Gesichtsfarbe blühendweiß. Sein Bart sehr lang. Seine Augen feurigrot. Seine Stimme zart und sanft. Als er jung war, wohnte er ständig den Gelehrten und Sufis in Daghestan bei. Eine Zeit lang, war er sogar der Staatssekretär von Ghazikumuk. Jedoch beschloss er dieses Amt niederzulegen, denn er begründete: „Gott gab mir die Kraft hinauf bis zu den sieben Himmel und hinab durch die Erde zu schauen. Wie könnte ich also für einen Unterdrücker arbeiten.“

 

Schließlich kam er zum Naqshbandi Orden, der zu jener Zeit aufblühte und das Land auf den Widerstand gegen die Russen vorbereitete. Später als er zum Sheikh ernannt wurde, wurde er zum Rückhalt und Ratgeber seines Schwiegersohnes Imam Shamils, der den Kampf gegen die Russen anführte.

 

Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqis Wissen zog wie eine warme See die Menschen an. Und als sie ihn fragten warum, er denn solch ein prestigereiches Amt des Staatssekretärs verlassen hatte, so antwortete er mit den obigen Worten. Und wie es bei kurzsichtigen Menschen, die nur nach dieser Welt verlangen, der Fall ist, konnten sie ihn einfach nicht verstehen, wie man auf solch eine machtvolle Position verzichtete. Trotz dessen sollte sein Ruhm noch weit in die Wellt hinaus reichen.

 

Zur Zeit Imam Shamils bat ihn ein weiterer Regent namens Arlar Khan das Amt des religiösen Führers an. Er lehnte es ab und sagte: „Niemals werde ich für den Unterdrücker arbeiten.“ Daraufhin wollte er ihn zu diesem Amt zwingen, er ignorierte es jedoch ganz einfach und verließ ihn. Der Herrscher nahm das nicht so leicht hin und befahl seinen Untertanen ihn erhängen zu lassen. Er hing schon fast am Galgen, als der Herrscher auf seinem Balkon erschien und schrie: „Halt! Hört auf! Erhängt diesen Mann nicht!“ Kaum hatte er seine Worte beendet, als er sich dann anschließend vor einer großen Menschenmenge von seinem Balkon stürzen ließ.

 

Von seinen Aussprüchen

 

Wende dein Wissen an. Denn setzt du es nicht ein, so wird es gegen dich benutzt werden.

 

Der erste Schritt zur Stufe der Einheit ist es jenen Rat des Propheten einzuhalten, welcher lautet: „Diene dem Herrn als ob du Ihn sehest.“

 

Das Gebet des Wissenden ist kostbarer als die Krone der Könige.

 

Wäre das Wissen, von dem ich berichte von mir, so hätten diese Worte nicht solch eine Nachhaltigkeit. Da sie jedoch von Ihm kommen, ziehen sie jedes Herz in den Bann und sind gültig für die Ewigkeit.

 

Einer der Taten, die die Engel niemals aufnehmen können ist das Gedenken an den Herrn.

 

Die beste und ehrenvollste Gesellschaft, ist die Ein-Samkeit mit dem Herrn.

 

Achte auf die Zeit, denn sie schwindet unaufhaltsam dahin und kann niemals mehr zurückgebracht werden. Wie armselig doch jener Unachtsame ist. Verbindet all eure Werke lückenlos wie eine Kette miteinander und ihr werdet sehen, welch großer Segen darin liegt. Beschäftigt eure Herzen nicht mit dem Weltlichen, denn sonst verliert euer Herz die Wertschätzung des Hiernachs.

 

Die Geschichten der Frommen und Heiligen sind wie Bombardements gegen den Trübsal im Herzen und sie geben den Zuhörern neue Kraft und berichten ihnen von den Geheimnissen der Weisen. Der Beweis liegt im Letzten Testament, dem Quran, worin Gott seinen Propheten informiert: „Wir werden dir von den Geschichten der Propheten, die vor die gekommen sind, berichten, auf dass dein Herz an Standhaftigkeit gewinne.“ (11:120)

 

Sei in deinem Herzen mit Gott und mit deinem Körper unter den Menschen, denn wer die Menschen verlässt, der verlässt somit die Gemeinde und die Gemeinschaft. Und wer sich von den Menschen isoliert, der wird sich in den abgrundtiefen Tälern der Unwissenheit wiederfinden. Jener, der sein Geheimnis anwendet um sich von den Menschen verherrlichen zu lassen, den werden viele Prüfungen und Versuchungen überfallen und die Gegenwart Seines Herrn wird ihm verschleiert werden.

 

Der Herr demonstrierte Seinen Dienern ihre Makel, als Er ihnen mitteilte, sie seien aus Lehm erschaffen worden. Dann lehrte Er ihnen die Demut, als der Herr erklärte, sie seien aus einem Tröpfchen Spermium entstanden. Und Er zeigte ihnen ihre Hilflosigkeit, als Er sie von der Verrichtung ihrer Notdurft abhängig sein ließ.

 

Hochmut und Stolz ist die größte Gefahr für einen Menschen.

 

Das Wissen der Einheit ist eine Besonderheit der Sufis, welches ihnen ermöglicht das Ewige und Transzendente zu erkennen.

 

Über seine Wunder

 

Es ist wohlbekannt, dass Gott ihn mit zwei weiteren physischen Augen und damit mit einer zusätzlichen Sichtweise begnadigte. Ein Auge war unter seinem Bauchnabel und eins darüber. Als er noch ein kleines Kind war, kamen die Frauen von Ghazikumuk zu ihm um jene beiden Augen zu sehen, welchen Gott eine besondere spirituelle Kraft gegeben hatte und durch die Er alle Geheimnisse entschleiern konnte, sei es vom himmlischen Wissen oder vom Wissen über die spirituellen Wesen dieser Welt.

 

Mit seinem Auge über dem Bauchnabel erfasste er das himmlische Wissen und ihm wurde ermöglicht sich mit völligem Bewusstsein in die göttliche Gegenwart zu befördern. Er war im Stande mit hundertprozentigem Bewusstsein die göttlichen Geheimnisse zu betrachten und seinen Schülern von ihnen zu berichten. Stellte ihm einer seiner Schüler eine Frage, so antwortete er erst, nachdem er mit der Sicht der Gewissheit die Antwort jener Frage im himmlischen Reich wahrgenommen hatte.

 

Das Auge unterhalb seines Bauchnabels verwendete er für Fragen bezüglich des Weltlichen und der spirituellen Wesen, Dschinnen. Großen Ruhm genoss er, dass er fähig war seinen Schülern alles an Wissen zu geben, dessen sie gerade bedürften, sei es über ihre Zukunft, ihre gegenwärtige Situation oder über ihre Vergangenheit. Die Abstammung und die Verhältnisse unter seinen Schülern wurden ihm wie in einem Buch preisgegeben. Er berichtete den Menschen von ihren Vorfahren, denn er konnte sie den einen nach dem anderen abrufen.

 

Einmal saß er mit seinen Schülern da und sie aßen Äpfel. Plötzlich nahm er die Äpfel vom Teller und schmiss sie in den Himmel. Die Schüler waren über dieses kindliche Verhalten verwundert und konnten nicht verstehen wie man denn bloß so etwas machen konnte, wenn man doch als Sheikh eigentlich wissen sollte, dass es eine Pflicht ist, von allen unnutzen Handlungen abzulassen. Wie dem auch sei, er ermahnte sie anschließend: „Schaut nicht auf die Taten und versteht sie nicht falsch, das ist ein großer Fehler. Die Weisheit meines kindlichen Handelns werdet ihr in vier Stunden sehen, wenn ein Schüler von dem nächsten Dorf hierher kommen wird. Dann habt ihr auch eure Erklärung.“

 

Wie er es vorausgesagt hatte kam ein Mann und sagte: „O mein Sheikh, mein Bruder ist vor kurzem gestorben.“ Der Sheikh erwiderte: „Das ist was geschehen ist. Berichte uns nun, wann der genaue Todeszeitpunkt war.“ Er antwortete: „Er verstarb vor vier Stunden.“ Jetzt erklärte der Sheikh: „Ich sah wie der Engel des Todes, Azrail , erschien und voll Zorn und mit Strafe die Seele meines Schülers mit sich nehmen wollte. Also warf ich einen Apfel in die Luft und stoppte somit Azrail . Ich sagte, er solle sich zurück zu seinem Herrn begeben und ihm mitteilen Sayyid Jamaluddin beantrage bei Ihm, Er möge sein schlechtes Ende in ein gutes umwandeln. Als gerade Azrail die Zustimmung zu diesem Antrag bekommen hatte und von neuem versuchen wollte seine Seele hinwegzunehmen, warf ich einen zweiten Apfel und erklärt, ich werde seine Seele persönlich fortnehmen. So war ich jener, der seine Seele dem Körper während seiner letzten sieben Atemzüge entriss.“

 

Einige Weggefährten waren von Kazan aufgebrochen um Jamaluddin zu besuchen. Auf ihrem Weg kamen sie bei einer alten Dame namens Salahuddin Aisha vorbei. Sie sagte: „Solltet ihr den Sheikh erreichen, so bittet ihn darum mich einzuweihen. Ich bin nicht im Stande persönlich zu ihm hinzugehen.“ Schließlich kamen sie beim Sheikh an und als sie dann von jener Damen erzählten, sagte er: „Übergebt ihr dieses Stück Stoff.“ So übergaben sie ihr dieses Geschenk des Sheikhs und als sie es geöffnet hatte, wiederholte sie: „Ich verstehe, ich verstehe!“ Danach legte sie dieses Stück Stoff unter ihr Kopftuch. Anschließend brachte sie ein Krug mit Milch und teilte ihnen mit: „Gebt dies dem Sheikh.“

 

Als sie zum Sheikh zurückgekehrt waren und die Milch überreichten, befand er sich in einem schlechten Zustand und verspürte starke Schmerzen, denn der Stadthalter hatte ihn gefoltert. Er trank von der Milch und dankte erleichtert: „Lobpreis dem Herrn, diese Milch gab mir neue Kraft. Sie ist eine sehr weise Dame und sie hat mich ohne weiteres verstanden. Ich legte brennende Holzkohle in ein Stückchen Stoff und der Stoff brannte nicht. Als sie dies empfing, wusste sie, dass an unserem Weg festzuhalten bedeutet, brennende Kohle in seinen Händen halten zu können. Sie nahm das Feuer an und schickte mir Milch. Milch ist ein Zeichen für die Reinheit des Herzens. Damit wollte sie mir antworten: „Ich nehme die Schwierigkeiten dieses Weges an und übergebe dir die Reinheit meines Herzens.“

 

Später berichteten sie der alten Dame, was der Sheikh erzählt hatte, woraufhin sie sagte: „Als ich jene Kohle empfing, erschienen zwei Hirsche vor meiner Tür, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Niemals zuvor war mir so etwas vorgekommen. Ich verstand, dass ich die Hirsche melken und die Milch dem Sheikh schenken sollte.

 

Eines Nachts war Sayyid Jamaluddin al-Ghumuqi mit seinen Schülern in der großen Moschee für das obligatorische Nachtgebet. Als das Gebet zu Ende war, ging jeder raus und sie verschlossen die Moschee. Jedoch hatte sich in der Moschee hinter einer Säule eine Person versteckt. Sein Name war Orkallisa Muhammed, einer der besten Studenten des Sayyid Jamaluddin. Plötzlich fing er an sich einer Art Rechenschaft zu unterziehen: „O Orkallisa Muhammed, nun ist niemand bei dir. Du bist alleine. Rechtfertige dich.“ Und er antwortete sich selbst: „Wie soll ich mich denn rechtfertigen? Ich bin die schrecklichsten Person, die Gott je hat erschaffen. Und stimmte es nicht was ich sage, so möge mir meine eigene Frau verboten sein!“ Er wusste nicht, dass noch jemand anwesend war, nämlich sein Sheikh, der ihn beobachtete. Der Sheikh richtete seinen Blick auf dessen Herz. Und er konnte in seinem Herzen vernehmen, wie er sich tatsächlich als die schrecklichste und schlimmste Person, die jemals auf diese Erde gekommen war, ansah.

 

Sayyid Jamaluddin trat hervor und lachte: „Orkallisa, komm her.“ Orkallisa war ganz und gar überrascht, denn er dachte ja er sei alleine in der Moschee. Der Sheikh fuhr fort: „Du hast recht und sogleich bist du treu und aufrichtig.“ Als Orkallisa Muhammed dies vernahm sprang er auf und knallte mit seinem Kopf mehrmals gegen die Decke der Moschee. Sieben Mal. Hat der Schüler sich von dem Verlangen des Weltlichen gelöst, so wird ihn seine Seele in die Höhe tragen und er wird fliegen wie ein Vogel.

 

Daraufhin sagte Sheikh Jamaluddin: „Setz dich hin,“ woraufhin er sich hinsetzte. Jetzt richtete der Sheikh seinen Zeigefinger auf das Herz von Orkallisa Muhammed und führte eine Kreisbewegung durch. Während er seinen Finger so rotieren ließ, öffnete er dessen Herz, jedoch nicht zur göttlichen Gegenwart, sondern zu den verborgensten Geheimnissen, die bereits in seinem Herzen schlummerten. So öffnete er ihm die sechs Stufen, deren es bedarf um den ersten Schritt auf diesem Weg machen zu können. Das sind: Die Wirklichkeit der Anziehungskraft, die Wirklichkeit des Empfangens der himmlischen Offenbarungen, die Wirklichkeit der Zuwendung der Herzenskraft auf jemand anderen, die Wirklichkeit der Fürsprache, die Wirklichkeit der Rechtleitung und die Möglichkeit in einem Moment durch Raum und Zeit zu ziehen.

 

Diese sechs Kräfte sind der erste Schritt auf dem Sufi Pfad. Nachdem er ihm diese Kräfte offenbart hatte, eröffnete er ihm die Stufe des Bezeugens. In diesem Zustand der Vision, sah er nun wie 124,000 weiße Vögel um ihn herum kreisten. Ein großer grüner kam in die Mitte geflogen. Jetzt verschwanden die weißen Vögel und es erschien die Spritritualität der 124,000 Heiligen. Schließlich löste sich auch der grüne Vogel auf und es zeigte sich der Prophet , welcher sagte: „Ich bezeuge, dass er die Stufe der Vollkommenheit erreicht hat, du kannst ihm nun vertrauen. Gib ihm das Geheimnis des Naqshbandi Ordens. Daraufhin goss Sheikh Jamaluddin solch Wissen in das Herz von Orkallisa Muhammed, das er sich in seinem ganzen Leben hätte niemals erträumen können. Jetzt fragte er den Sheikh: „O mein Sheikh, gab es denn wirklich solcherlei Offenbarungen auf unserem Weg, das wusste ich gar nicht?“ Er erwiderte: „Ja, mein Sohn und das ist erst der Anfang.“

 

Es heißt, dass man das Geheimnis des Sheikhs in Orkallisa Muhammed beobachten konnte. Manchmal bestieg er am Freitag die Kanzel, klatschte ganz einfach in seine Hände und sagte: „So ... jetzt weint alle.“ Und jeder würde beginnen zu weinen. Würde er jetzt wieder in die Hände klatschen und sagen, lacht alle, so würde jeder anfangen zu lachen. Dann würde er beten: „O Herr sie weinen aus Reue. Vergib ihnen. Und sie lachen aus Wohlgefallen an Deiner Barmherzigkeit!“ Danach würde er ein drittes Mal in die Hände klatschen und fragen: „Nehmt ihr den Naqshbandi Sufi Orden zu euerem Weg an?“ Alle riefen: „Ja.“ Schließlich sagte er: „Werdet ihr mit eurer Zunge und eurem Herzen jeweils 5,000 Mal ‚Allah’ wiederholen.“ Und sie würden antworten: „Ja.“ So verbreitete er den Nacshbandi Orden überall in Daghestan, Kazan, Südrussland und unter den Soldaten des Imam Shamils.

 

Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni war tief verwickelt im Krieg gegen die Russen. Er kämpfte für die Erhaltung der Spiritualität im Kaukasus. Weiter unterstützte er Imam Shamil in seinem Bemühen und das vierzig Jahre lang. Die Reihen des Imams bildeten ausschließlich Naqshbandis, denn er würde sonst niemanden in seine Armee aufnehmen.

 

Leslie Branch schreibt ihrem Buch ”Sabres of Paradise”:
Shamil folgte Sheikh Jamaluddin, auch nachdem er zu einer führenden Persönlichkeit, die kein Wort Kritik duldete, geworden war. Seinem Mentor war Shamil einer der diszipliniertesten und fleißigsten. Er eignete sich die arabische Sprache an, studierte arabische Literatur, Philosophie und Theologie, bevor er sich schließlich den komplizierten Lehren der Sufis widmete und sich ausführlichst mit einem Vergleich der Propheten Adam, Abraham, Moses, Jesus und Muhammed beschäftigte. Schon früh zeigte sich, dass er kein gewöhnlicher Schüler war und Jamaluddin bereitete ihn auf seine große Bestimmung vor, die wie manche sagen, man bereits auf seiner Stirn erkennen konnte ... Und wenn er seine Pläne schmiedete, zog er immer den Rat des Jamaluddin beiseite ...

 

Gammer beschreibt:
Wie bereits erwähnt war Shamil ein Nachfolger des Naqshbandi-Khalidi Ordens. Jedoch hatte er als Imam nicht die Möglichkeit als ein Sufi Sheikh zu agieren. Für ihn spielte es keine Rolle was sein Rang war, sondern er sah sich stets als ein Schüler, der sich seinem Lehrer, Jam al-Din al-Ghazi-Ghumuqi, hingegeben hat. In der Tat ehrte Shamil den Jamal al-Din als seinen Mentor und als ein Nachfahre des Propheten ... jeden seiner Wünsche betrachtete er als einen unabdingbaren Befehl ... Jamal al-Din demonstrierte seine Fürsorge und Unterstützung für Shamil, als er ihm seine Tochter Zahida zur Braut gab ... Jamal al-Dins Unterstützung spielte eine große Rolle beim Erfolg des Shamils ...
... Auch verfügte er über eine große Zahl an Truppen zur Durchführung seiner Politik. Diese Fähigkeit und Bereitschaft seinen Willen durchzusetzen, zusätzlich zu seinem Titel, seiner Legitimation und der Unterstützung des spirituellen Oberhauptes, Sayyid Jamal al-Din, machte jeden Kampf gegen ihn zwecklos ... Das Fundament für einen Staat war geschaffen.

 

Als Sheikh Shamil einst doch besiegt werden und von den Russen im Jahre 1279 n.H. /1859 n.Chr. gefangen genommen werden sollte, beschloss Sheikh Jamaluddin eine Massenemigration von Daghestan nach Istanbul in die Türkei zu organisieren. Die Entscheidung war getroffen und die Menschen von Daghestan, Kazan, Tschetschenien, Armenien und Aserbaidschan und weiteren Gebieten bereiteten sich vor der russischen Unterdrückung zu entfliehen. So wanderten sie unter anderem in die Türkei und in einige arabische Länder.

 

Sheikh Shamil wurde später unter der Bedingung freigelassen, dass er seinen Widerstand beenden wird. Dann ging er auf die Pilgerreise und wurde als großer Held in Mekka willkommen geheißen. Auch wird überliefert, er habe auf der Kaaba gebetet, auf dass ihn jeder einmal sehen konnte. Er verstarb in Medina und wurde zu den Gefährten beigesetzt.

 

Sheikh Jamaluddin ging mit seiner Familie und der des Sheikh Shamils nach Istanbul. Dort lebte er in dem Stadtteil Uskudar, auf der asiatischen Seite von Istanbul. Von dort verbreitete er den Naqshbandi Sufi Orden in der ganzen Türkei.

 

Zu jener Zeit waren alle Häuser aus Holz. Eines Tages kam es zu dem berüchtigten Brand in Uskudar. Die Menschen rannten auf die Straßen und versuchten vor dem Feuer zu fliehen. Als sie ihn drängten auch sein Haus zu verlassen, sagte Sheikh Jamaluddin ganz gelassen: „Ich werde auf keinem Fall mein Haus verlassen und mein Haus wird niemals niederbrennen. Ich baute das Haus von meinem selbst erarbeiteten Ertrag. Nie wird ein Haus verbrennen, das mit reinem und ehrlichem Geld errichtet wurde.“ Der ganze Stadtteil brannte, bis auf sein Haus, welches noch heute besichtigt werden kann.

 

Eines Tages kurz vor seinem Tode rief Sheikh Jamaluddin seine Ehefrau und seine Tochter zu sich. Er sagte: „Heute habe ich Großes vollbracht und es hat meine ganze Kraft gekostet. In der Zeitung werdet ihr lesen, dass ein großes Schiff im Bosporus unterging. Niemand starb und sie wurden alle von einer unbekannten Person gerettet. Ich war jene unbekannte Person.“ Dann schied er dahin. Am nächsten Tag las seine Tochter voll Beeindruckung und Tränen die Geschichte in der Zeitung wie ein Schiff unterging und ein Mensch alle Personen gerettet hatte. Jene Zeitung wird noch heute von seinen Nachfahren aufbewahrt.

 

Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni verstarb im Jahre 1285 n.H. /1869 n.Chr. am 5en des Monats Shawwal im Alter von achtzig Jahren. Er wurde in Istanbul nahe der Familie von Imam Shamil in Uskudar beigesetzt. Nach einiger Zeit jedoch war das Grab verschollen und niemand konnte es mehr finden.

 

Sheikh Sharafuddin, der vierzig Jahre nach dem Todestag des Sheikh Jamaluddin erscheinen sollte, war derjenige, der es von neuem entdeckte. Als er in Rashadiyya, 150 Meilen von Istanbul, lebte, sah er eine Vision, in der er nach Uskudar zu einem Friedhof gebracht wurde. Es kam eine Person zu ihm, die einen grünen Umhang trug. Er sagte: „Ich bin Sheikh Jamaluddin. Du musst den Standort meines Begräbnisses wieder aufdecken.“ Sheikh Sharafuddin fragte: „Wie kann ich wissen wo?“ Er erwiderte: „Dies ist der Friedhof von Karaja Ahmed, einem Heiligen der hier begraben ist,“ als er dies sagte zeigte er auf eine bestimmte Stelle. Er fuhr fort: „Mein Sohn, gibt dein bestes und finde den Platz meines Grabes.“

 

Am nächsten Tag schrieb Sheikh Sharafuddin einen Brief nach Istanbul und informierte seine Schüler an jener besagten Stelle zu graben. Sie gruben, stießen auf ein Grab und fanden schließlich ein Grabstein, auf dem sein Name geschrieben stand.

 

Sheikh Jamaluddin ehrte Großsheikh Abu Ahmed as-Sughuri mir jener großen Aufgabe, das Geheimnis der Goldenen Kette zu tragen.

Quelle: http://sufi-zentrum-berlin.de/

 
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