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  Muharram
 



Muharram



Mit der Auswanderung des Propheten Muhammad s. a. von Mekka nach Medina, seiner Hijra, das heißt, dem Beginn des Mondjahres, in dem diese stattfand – 1. Muharram des Jahres 1 = 16. Juli 622 –, begann die muslimische Zeitrechnung (vgl. Ibn Ishâq, Das Leben des Propheten).
 

Den Monat, in dem die Araber wichtige Geschäfte unternahmen und, von ihrer Gewohnheit abstehend, das Blutvergießen verbaten, nannten sie Muharram, den „Verbietenden“ (Naqschibandi-News 4/5/6 (1992/3)). – Einer der vier Monate des Jahres, in denen das Kämpfen verboten ist.

 

Wer den Neumond sieht, soll Ghusl nehmen, zwei Rak‘aât beten, die Absicht fassen, zu fasten, und ein Bittgebet sprechen. Wer so am Ersten des Jahres handelt, an dem wird Shaitân das ganze Jahr über keine Freude haben. Wer am ersten und letzten Tag des Jahres fastet, erhält die Vergebung von fünfzig Jahren.

 

Es ist weiterhin überliefert: Wer am ersten Jum‘a des Jahres fastet, erhält die Vergebung der vorherigen Sünden. Wer drei Tage fastet, Donnerstag, Freitag und Samstag, dem wird Anbetung Allâhs für neunhundert Jahre angerechnet. Wer die ersten zehn Tage fastet, erhält das höchste Paradies.

 

»Im Monat Muharram fastete der großartigste Prophet Muhammad, Friede und Segen seien mit ihm, den 10. Tag. Er sprach: „Meine Sunna ist die Sunna der Juden, welche am 10. Muharram auch fasteten. ...“ So befahl er, den 10. Muharram zu fasten, und sprach: „Wenn ihr meine Sunna befolgt, dann befolgt nicht die Sunna der Juden, denn wir fasten zwei Tage und sie nur einen.“« (aus einer Sohbet von Sheikh Hussein von Jordanien aus: Die Reise nach Mekka.)

 

Der 10. Muharram, ‘Âshûrâ, ist ein Festtag für die Muslime:

An diesem Tag

- erschuf Allâh Himmel und Erde, Adam und Eva,
- wurde Adam erwählt,
- strandete die Arche Noahs,
- wurde Ibrâhîm Freund Allâhs,
- wurde Dâwud vergeben,
- wurde Sulaimâns Reich zurückgegeben,
- Ayyûbs Krankheit weggenommen,
- Yûnus aus dem Bauch des Wales befreit,
- traf Yaqûb seinen Sohn Yûsuf nach vierzig Jahren wieder,
- wurde ‘Îsâ geboren und in den Himmel genommen,
- heiratete der Prophet Muhammad Khadija – Friede und Segen sei auf ihnen allen.

 

Wer an diesem Tag Ghusl macht, wird nicht krank, wer an diesem Tag Khol nimmt, wird nicht augenkrank, wer an diesem Tag viel für seine Familie kauft, hat das ganze Jahr gute Versorgung.

 

Wer an diesem Tag oder besser dazu noch einen Tag vorher und nachher fastet, dem wird das ganze Jahr Fasten angerechnet. Er erhält die Belohnung von eintausend Hajj, eintausend Umra, eintausend Märtyrern, die Belohnung Ismâ‘îls, siebzigtausend Schlösser im Paradies, Schutz vor der Hölle, Belohnung von tausend Engeln. p{letter-spacing: 0.3em}. Mâ shâ’ allâh!

 

Wer vier Rak‘aât betet – in jedem Rak‘a Fâtiha und 11 Ikhlâs – erhält die Vergebung von fünfhundert Jahren Sünde. Wer eintausend Ikhlâs spricht, den schaut Allâh der Allmächtige mit Gnadenaugen an und rechnet ihn zu den Siddiqîn.

 

Der 14. ist der Geburtstag von Shah Naqshband. Am ‘Âshûrâ-Tag und am 14. wird geopfert.

 

Der Zehnte des Monats ist ein ganz besonderer Tag im islamischen Weltkalender, da den Muslimen, wann immer sie in Schwierigkeiten geraten waren, göttliche Hilfe und Unterstützung gewährt wurde. So sagte Maulana Sheikh Nâzim Efendi. –

 

Zur Erinnerung:

 

Allâh segnete die meisten Propheten am 10. Muharram. Er erschuf Sayyidinâ Adam, alayhi s-salâm, am 10. Muharram. Idrîs, Henoch a. s. machte seine Himmelfahrt am 10. Muharram. Allen Propheten wurden ihre Bitten am 10. Muharram erfüllt.

 

An diesem Tag landete die Arche Noahs a. s. nach langer Fahrt. Die glücklich Erretteten feierten ihre Landung mit einer Festtagsspeise aus Resten an Korn und Getreide.

 

Ferner geschah es an diesem Tag, daß der Prophet Ibrâhîm a. s. aus Nimruds Feuer errettet wurde; der Prophet Mûsâ a. s. überquerte mit seinem Volk beim Exodus aus Ägypten das Meer, das sich vor ihm öffnete, während Pharao und seine Gefolgsleute ertranken.

 

Der Prophet Junûs a. s. wurde nach vierzigtägiger Gefangenschaft aus dem Bauch des Wals errettet. König Sulaimân a. s. wurde am ‘Âshûrâ’-Tag, einem Freitag, der Ring der Macht übergeben, der dem Propheten Adam gehört hatte, solange er im Paradies geweilt hatte. So wurden ihm Macht über Menschen und Jinn verliehen.

 

Dem Propheten Ayyûb a. s. brachte dieser Tag Erlösung von seinen Prüfungen und Gesundheit und größere Wohlhabenheit als je zuvor.

 

An diesem Tag wurde der Messias ‘Îsâ a. s. vor seinen Feinden gerettet und in die Himmel aufgenommen.

 

Und dem Liebling Allâhs, Sayyidinâ Muhammad sal. wurden die sieben Himmel geöffnet und Rettung vor dem Stamm der Quraisch geschenkt.

 

Für die Schiiten ist der 10. Muharram ein Trauertag, starb im Jahre 60 H. doch der Enkelsohn des Propheten, Husain, möge Allâh mit ihm zufrieden sein, den Märtyrertod.

 

Die Schiiten gedenken an diesem Tag vor allem des Märtyrertodes Sayyidinâ Husains und zahlreicher Sahaba in der Schlacht von Kerbala im Jahre 680. So ziehen in Karatschi Gruppen blutüberströmter Geißler durch die Straßen. Ein blutbeflecktes Pferd vertritt das Reittier Sayyidinâ Husains.

 

Die Schia (arab. „Partei“) entspringt in ausdrücklichem Gegensatz zur Auffassung der anderen Muslime der Ablehnung eines nicht der Blutslinie Muhammads entstammenden Khalifats und im besonderen dem Konflikt der Anhänger ‘Alî ibn Abî Tâlibs, des Cousins und Schwiegersohnes Sayyidinâ Muhammads œ mit den Umayyaden. Nach Auffassung der Schiiten ist ‘Alî der einzige rechtmäßige Nachfolger Muhammads œ, nicht aber einer der drei vorausgehenden Kalifen oder gar der Umayyaden und Abbasiden.

 

Als Sayyidinâ ‘Alî, möge Allah mit ihm zufrieden sein, vierter Kalif geworden war, wurde dies von ‘Â’isha und Zubair auf der einen und Mu‘âwîya I., dem Vertreter der Umayyaden, unter dem Motto „Rache für ‘Uthmân“ nicht anerkannt. Dies führte zum ersten Bürgerkrieg im Islam (656-661), in dessen Verlauf ‘Alî zwar ‘Â’isha besiegen, sich gegen Mu‘âwîya, der in Damaskus regierte, aber nicht durchsetzen konnte. Sayyidinâ ‘Alî wurde 661 ermordet, und Mu‘awîya konnte binnen kurzem das Reich unter seiner Herrschaft wieder einigen.

 

Aus ihren Niederlagen hat die Schia eine Heilslehre von Leiden, Sünde, Reue, Buße und Strafe entwickelt, in der der still duldende Märtyrer das Ideal ist. Und ihre Hoffnungen richten sich auf einen von Gott gesandten „rechtgeleiteten“ Nachfolger ‘Alîs (al-Mahdî) – für die „Zwölferschia“ der verborgene zwölfte Imam Muhammad –, der alle politische und religiöse Spaltung des Islam beendet, den Ur-Islam wiederherstellen und ein Reich der Gerechtigkeit über die gesamte Erde errichten soll.


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