Sufizentrum Braunschweig
  Wunder an der Grabstätte
 




Wunder an der Grabstätte Sheikh Saa'd ad-Din



Die für die Gegenwart unseres Ordens wichtige Fähigkeit des Stifters  Sheikh Saa'd ad-Din al-Jibawi, über seinen Tod hinaus Wunder zu wirken, verdeutlicht unser Autor mit zwei vergleichsweise komplexen Erzählungen. Im ersten werden gleich mehrere wunderbare Wirkungen dargestellt:
Zu ihnen (nämlich den Gnadenwundern des Ordensstifters) gehört, was ¨über den zur Zeit unseres Patrons, des großen Meisters, amtierenden Kalifen berichtet wurde. Er hatte einen Sohn, den er sehr liebte, und den eine krankhafte Störung befiel. Und er (der Kalif) fragte nach jemandem, der ihm (dem Sohn) sanft zureden könnte. Aber er fand keinen. Doch man sagte zu ihm: “Im Gebiet von Syrien gibt es einen Mann namens Meister Sa‘d ad-D¯ın. Er bietet hinreichende Unterst¨utzung in solchen Dingen.” Da machte der Sultan sich mit seinem Sohn bereit und brachte ihn gefesselt zum Meister.Und als er (schon) ganz in der N¨ähe des Meisters war, fragte er einige Leute nach ihm. Man sagte ihm (aber): “Wahrlich, es sind bereits einige Tage vergangen, seit der Meister in die Barmherzigkeit Allahs, des Erhabenen, eingegangen ist.” Da war der Sultan bekümmert und bereute, dass er (vergeblich) in die Fremde gezogen war. Und er beriet sich mit einem der ihn Umgebenden dar¨uber, ob er umkehren solle. Der sagte zu ihm: “Du bist in die Fremde gezogen und hast dich abgemüht, bis du hier angekommen bist. Schickst du (nun) deinen Sohn zurück, ohne die Segenskraft des Meisters zu suchen? Mein Rat lautet: Du solltest (deinen Sohn) das Grabdes Meisters betreten lassen. Vielleicht überkommt ihn (deinen Sohn) ja seine (des Meisters) Segenskraft. Denn wahrlich, ihre Segenskraft (nämlich die der Gottesfreunde) ist f¨ur die Allgemeinheit zugänglich, den Heimgesuchten wird durch sie (die Gottesfreunde) geholfen und das Bittgebet an ihren Gr¨abern wird erhört.” Der Sultan billigte seinen Rat und zog weiter, bis er zum Grab kam. Er ließ seinen Sohn das Grab betreten und verschloss hinter ihm die Tür, wobei seine (des Sohnes) H¨ande in Kette und Handfessel lagen. Dann, nach nicht mehr als einer Stunde, öffneten sie dem Königsohn die Tür des Grabes. Sie fanden die Handfessel und die Kette hingeworfen, den K¨onigsohn (aber) sahen sie nicht. Und sie wunderten sich darüber auf das Äußerste. Der Sultan (aber) empfand Schmerz, weil er seinen Sohn verloren hatte, und kehrte um, zur¨uck zu seiner Bagdader Residenz. Als er (aber) ganz in die N¨ahe der Residenz gekommen war, kamen seine Soldaten und die Leute seines Reiches zu ihm heraus, angef¨uhrt vom K¨onigsohn, der auf seinem Pferd ritt, ohne irgendetwas (Krankhaftes) an sich zu haben. Als sein Vater ihnerblickte, fiel er ohnm¨achtig nieder. Sie trugen ihn in sein Haus, und als er sich von seinem (Freuden)rausch und seiner Ohnmacht erholt hatte, fragte er seinen Sohn: “Was ist dir widerfahren, bis du in unsere Stadt gelangt bist?” Der Sohn sagte: “Nichts als Gutes. Nämlich: Als ihr mich beim Grab des Meisters hingelegt und die T¨ur hinter mir verschlossen hattet, trat aus dem Grab ein Löwe zu mir, rief mich laut und sagte: ‘Steh auf!’ Da stand ich auf, w¨ahrend langsam die Kette und die Handfessel von mir abgefallen waren. Und er trug mich auf seinem Rücken. Und pl¨otzlich, nach nicht mehr als einer Stunde, lag ich auf mein Bett geworfen, wobei das, worin ich mich (zuvor in meinem krankhaften Zustand) befunden hatte, von mir gewichen war.”Da nahm der Sultan reichlich Geld und beabsichtigte, den Meister zu besuchen und auf ihm (nämlich auf seiner Grabstätte) ein (neues) Gebäude zu errichten. Als er beim Grab ankam und anfing, das (alte Gebäude abzureißen und das neue) Gebäude zu errichten, sah der Sultan im Traum den Meister, möge Allah Wohlgefallen an ihm haben, der zu ihm sagte: “Baue nichts auf mir (nämlich auf dem Grab) undreiße mein (altes) Gebäude nicht nieder! Gib dein Geld als Almosen denen, die es brauchen (?)!  Ich brauche es nicht!” Und der Sultan verteilte sein Geld dort an die Armen, n¨ämlich die Bed¨ürftigen, und kehrte zurück zu seiner Residenz.

Eine weitere Wundererzählung  betont die sakrale Atmosphäre, die den Menschen in der Nähe der Grabst¨atte des Ordensstifters, das im Ordenszentrum der Sa‘diya im syrischen Ort Jiba liegt, Schutz bietet: Zu den Gnadenwundern unseres Meisters Sheikh Saa'd ad-Din al-Jibawi, Allah heilige seinen Geist, gehört, dass ein Soldat, der kostbares Hab und Gut bei sich hatte, eines Nachts am Grab des Meisters abstieg. Er betrat das Ordenszentrum und schlief dort. In seinem Schlaf h¨örte er pl¨ötzlich ganz in seiner Nähe einen gewaltigen Schrei. Er wachte dadurch auf, und siehe da: Ein Dieb hatte das Ordenszentrum betreten, die Besitzgüter (des schlafenden Soldaten) eingesammelt und wollte (gerade wieder) hinausgehen. Der Meister erschien jedoch, seinetwegen das Grab verlassend, im Ordenszentrum und rief ihn laut: “Wirf die Besitzgüter unseres Gastes hin und störe ihn nicht!”Der Dieb schrie aufgrund dessen, was er sah, und blieb (erstarrt) wie ein Stück Holz stehen. Als der Soldat jenes sah, rief er den Diener (des Ordenszentrums). Der eilte zu ihm, und als der Diener ihn (den erstarrten Dieb) sah, machte er ihn mit den H¨änden weich, (in der Art) wie der Arme (den Erstarrten) mit den Händen weich macht.Und als das, was (an Starre) in ihm war, sich gel¨ost hatte, sagte er (der Diener) zu ihm: “Wie steht es mit dir?” Der Dieb sagte: “Ich bin eben hier herein gekommen, habe die Besitzgüter genommen und wollte hinausgehen, da rief mich der Meister laut aus seinem Grab, und ich wurde so, wie du mich siehst. Hier stehe ich nun und kehre mich reuig ab von meiner Sünde, hin zu Allah, er ist mächtig und erhaben. Ich werde dem Meister unaufhörlich dienen, bis ich meinen Gebieter (Allah) treffe.” Der Überlieferer sagte: Darafhin blieb (auch) jener Soldat in der Gegenwart (hadra) des Meisters und begann, Allah zu dienen. Er verkaufte das, was er an kostbarem Hab und Gut besaß. Und er hat nicht aufgeh¨ort, so zu verfahren, bis er Allah, den Erhabenen, traf.


1)  Der Weg der Sa‘diya, Susan Abbe 
2) Ar-risala al-muhammadıya fı r-radd ‘an as-sada as-sa‘diya, Muhammad Shams ad-Dın as-Sa‘dı al-Halabi
3) at-Tariqa as-sa'diya fi bilad as-Sham, Muhammad Ghaz i Husain  Agha. - Dimasq : D ar al-Bas a'ir, 2003
 
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